Partner
Der Restauranttest der Woche
Pizarro Fine Dining
Ceviche, Hamachi und Chupe: Im Fine-Dining-Restaurant Pizarro in Groß-Gerau serviert Küchenchef und Namensgeber Julio Pizarro Nikkei-Küche auf hohem Niveau.
Es geht doch nichts über eine internationale Metropolenregion und wir vom großen Dorf in der Mitte gönnen natürlich unseren Nachbarn ihre Attraktionen. Aber es gibt Dinge, die gehen zu weit. Modernes südamerikanisches Fine Dining ist bei Gourmets und in den entsprechenden internationalen Bestenlisten schon seit Jahren ganz weit vorne, aber die bundesweit herausragende Frankfurter Restaurantszene ist da blank. Und jetzt endlich bekommen wir unseren Wunsch erfüllt: Im Zentrum? Auf der Fressgass? Im Taunus? Nein. In Groß-Gerau.
Ja, ernsthaft, Groß-Gerau. Leise fluchend machen wir uns auf den Weg zu Pizarro Fine Dining, einem kleinen, aber feinem Lokal in der – nun ja, nennen wir es Innenstadt. Aus großen Fenstern schauen wir nach draußen, drinnen ist es reduziert-schick mit Tischen und Boden aus Holz sowie dunklem Grün für Decke, Wände und Stühle. Als Weinbar geboren, ist es seit der international erfahrene peruanische Koch Julio Pizarro mit seinem Tasting Menü losgelegt hat, ein Fine-Dining-Hotspot.
FRANKFURT GEHT AUS! – App
Alle Restauranttests, aktuelle Neueröffnungen, saisonale Specials und mehr gibt's in der App zum Heft. Maximal 25 Gäste können Platz nehmen. Wie es sich bei einem Tasting Menu gehört, entscheidet allein der Küchenchef, was auf den Tisch kommt. Drei Appetizer und sechs Hauptgänge hat Pizarros „Nuna Inka-Menü“ am Start, berechnet werden dafür faire 125 Euro, der Aperitif ist inklusive. Auf Wunsch gibt es einen Extragang mit Grade A4 Wagyu Beef für 25 Euro, da muss sich dann aber der ganze Tisch einig sein. Der Küchenchef bereitet den ganzen Tag vor und steht dann abends mitten im Restaurant und fügt seine Köstlichkeiten zusammen. Das tut er ab 18:30 von Mittwoch bis Samstag, und wir leisten ihm gerne Gesellschaft, um den Apero zu genießen. Ab 19:15 sollten dann alle eingetroffen sein, denn jetzt geht es los mit dem ersten Appetizer für alle.
Auffällig ist dabei der Einfluss der japanischen Küche. So wie die französische Hochküche großen Einfluss auf andere Länder hatte, sind besonders in Südamerika Peru und Brasilien bekannt für einen prägenden japanischen Einfluss, getrieben durch eine Einwanderungswelle schon ab 1880. Nikkei nennt man dort die peruanisch-japanische Fusionsküche, die typisch für Fine Dining in Peru ist und die uns Julio Pizarro jetzt nach Fra.. – Verzeihung, Sie wissen schon, wohin er Sie bringt.
Ein schönes Beispiel, das alle kennen und natürlich auch hier auf den Tisch kommt, ist Ceviche – eine peruanische Spezialität, die auch japanischen Sushi-Köche inspirierte. So serviert uns Julio Gelbschwanzmakrele, die hier unter ihrem japanischen Namen Hamachi auftritt, mit typisch peruanischer Leche de Tigre. Das ist im Grunde eine limettenbasierte Ceviche-Marinade, bei der Teile des Fisches in die Marinade gemixt werden. Das Ergebnis schlägt jede klassische Ceviche um Längen, weil ein viel harmonischeres Geschmacksbild entsteht. Der Fisch selbst steht ähnlich wie bei Sushi mehr im Mittelpunkt und wird von der Tigermilch viel besser umrahmt als etwa von Wasabi bei japanischem Sashimi.
Ohne Zweifel der stärkste Gang in einem Menü, das uns von Anfang bis Ende begeistern konnte, denn es war Kochkunst auf höchstem Niveau mit dem besonderen Charme der japanisch-peruanischen Fusion, einem Küchenstil der Bekanntes (Hamachi, Jakobsmuscheln, Thunfisch) mit raffinierten neuen Aromen wie zum Beispiel Chupe verbindet. So heißt das peruanische Nationalgericht, für das es als Suppe und Sauce so viele Rezepte wie Köche gibt. Pizarro kreiert eine fein nuancierte Variante und kombiniert sie mit einer perfekt gegarten Jakobsmuschel bester Qualität und plötzlich sieht die französische Küche mit ihren allseits geliebten Coquilles Saint-Jacques ziemlich alt dagegen aus. Glauben Sie nicht? Probieren Sie selbst.
Info
Pizarro Fine Dining, peruanisch, Groß-Gerau, Frankfurter Straße 13, Tel. 0176/40451376, Mi–Sa 18.30–23, Sa (Matinées) 10–15 Uhr, So-Di Ruhetage
Ja, ernsthaft, Groß-Gerau. Leise fluchend machen wir uns auf den Weg zu Pizarro Fine Dining, einem kleinen, aber feinem Lokal in der – nun ja, nennen wir es Innenstadt. Aus großen Fenstern schauen wir nach draußen, drinnen ist es reduziert-schick mit Tischen und Boden aus Holz sowie dunklem Grün für Decke, Wände und Stühle. Als Weinbar geboren, ist es seit der international erfahrene peruanische Koch Julio Pizarro mit seinem Tasting Menü losgelegt hat, ein Fine-Dining-Hotspot.
Alle Restauranttests, aktuelle Neueröffnungen, saisonale Specials und mehr gibt's in der App zum Heft.
Auffällig ist dabei der Einfluss der japanischen Küche. So wie die französische Hochküche großen Einfluss auf andere Länder hatte, sind besonders in Südamerika Peru und Brasilien bekannt für einen prägenden japanischen Einfluss, getrieben durch eine Einwanderungswelle schon ab 1880. Nikkei nennt man dort die peruanisch-japanische Fusionsküche, die typisch für Fine Dining in Peru ist und die uns Julio Pizarro jetzt nach Fra.. – Verzeihung, Sie wissen schon, wohin er Sie bringt.
Ein schönes Beispiel, das alle kennen und natürlich auch hier auf den Tisch kommt, ist Ceviche – eine peruanische Spezialität, die auch japanischen Sushi-Köche inspirierte. So serviert uns Julio Gelbschwanzmakrele, die hier unter ihrem japanischen Namen Hamachi auftritt, mit typisch peruanischer Leche de Tigre. Das ist im Grunde eine limettenbasierte Ceviche-Marinade, bei der Teile des Fisches in die Marinade gemixt werden. Das Ergebnis schlägt jede klassische Ceviche um Längen, weil ein viel harmonischeres Geschmacksbild entsteht. Der Fisch selbst steht ähnlich wie bei Sushi mehr im Mittelpunkt und wird von der Tigermilch viel besser umrahmt als etwa von Wasabi bei japanischem Sashimi.
Ohne Zweifel der stärkste Gang in einem Menü, das uns von Anfang bis Ende begeistern konnte, denn es war Kochkunst auf höchstem Niveau mit dem besonderen Charme der japanisch-peruanischen Fusion, einem Küchenstil der Bekanntes (Hamachi, Jakobsmuscheln, Thunfisch) mit raffinierten neuen Aromen wie zum Beispiel Chupe verbindet. So heißt das peruanische Nationalgericht, für das es als Suppe und Sauce so viele Rezepte wie Köche gibt. Pizarro kreiert eine fein nuancierte Variante und kombiniert sie mit einer perfekt gegarten Jakobsmuschel bester Qualität und plötzlich sieht die französische Küche mit ihren allseits geliebten Coquilles Saint-Jacques ziemlich alt dagegen aus. Glauben Sie nicht? Probieren Sie selbst.
Pizarro Fine Dining, peruanisch, Groß-Gerau, Frankfurter Straße 13, Tel. 0176/40451376, Mi–Sa 18.30–23, Sa (Matinées) 10–15 Uhr, So-Di Ruhetage
11. März 2024, 10.00 Uhr
Peter Eckard
Meistgelesen
Top-News per Mail