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Frankfurter Food-Start-up
Aufwachen!
Zwei Brüder, eine Pflanze und große Ziele. Mit JUMA-Tea wollen zwei Frankfurter klimapositiv, nachhaltig und fair produzierte Energy-Produkte vermarkten. Die Hauptzutat, Guayusa, kommt von einem ecuadorianischen Verwandten des Mate-Strauchs aus dem Amazonas-Regenwald.
„Das neue Wache“ ist der Slogan des Frankfurter Food-Start-up JUMA-Tea. Kerngeschäft ist die Vermarktung von klimapositiv, nachhaltig und fair produzierten, veganen und plastikfrei verpackten Energy-Produkten auf der Basis einer bislang eher unbekannten koffeinhaltigen Pflanze aus Südamerika. Für die beiden Bockenheimer Gründer, die Brüder Max und Raoul Kammann, steht das neue Wach jedoch für mehr als nur „natürliche Wachmacher“. Das erklärte Ziel sei, „ein vom Anbau bis zur Produktion dezentral organisiertes Unternehmen zu erschaffen, das einen klimapositiven Fußabdruck hat und fünfzig Prozent seiner Gewinne in die Anbauregion und Wertschöpfungskette reinvestiert.“ Als junges Unternehmen wollen sie so mit gutem Beispiel vorangehen, um ein allgemeines Nachhaltigkeitsbewusstsein sowie eine neue Unternehmens- und Konsumentenkultur zu fördern.
Das Tal der Hundertjährigen
Die Idee für das Start-up ist fast zehn Jahre alt. Raoul Kammann hatte in einem Zeitungsartikel von einem „Tal der Hundertjährigen“ in Ecuador gelesen. Der Name geht zurück auf die mutmaßliche Langlebigkeit der Bewohner:innen von Vilcabamba, dem zentralen Ort im pittoresken Anden-Tal. Ihre Langlebigkeit führten sie zurück auf das Wasser des Flusses, tägliche harte körperliche Arbeit, das milde Klima und einen Tee aus den Blättern der Guayusa-Pflanze (Ilex guayusa) – eine koffeinhaltige Stechpalmen-Arten mit Ursprung im nordwestlichen Amazonas-Regenwald. Kultiviert wird die Verwandte des in Südamerika weit verbreiteten Mate-Strauchs (Ilex paraguariensis), hauptsächlich in Ecuador sowie in Teilen Perus und Kolumbiens. Wie archäologische Funde belegen, konsumiert die indigenen Bevölkerung in diesen Regionen die Guayusa-Blätter seit mindestens 1500 Jahren als Teegetränk.
Bis heute wird Guayusa dezentral in kleinen Waldgärten kultiviert. © JUMA-Tea
Ein mystischer, jahrtausendealter Jungbrunnen? Raoul Kammann wurde neugierig und erzählte seinem Bruder davon. Einige Online-Bestellungen und diverse Verköstigungen später widmete Raoul Kammann 2012 als angehender Betriebswirt seine Masterarbeit der Produktentwicklung und Vermarktungsstrategie für einen damals noch fiktiven, Guayusa-basierten Energydrink. „Die Idee war schon damals gut, aber es dauerte einige Jahre, bis wir endlich loslegen konnten“, erzählt Max Kammann. Das Problem war ein rechtliches: Die Guayusa-Blätter waren in Europa als Novel Food, also „neuartiges Lebensmittel“, gelistet. Als „neuartige Lebensmittel“ gelten laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit solche, „die vor dem 15. Mai 1997 nicht in nennenswertem Umfang in der Europäischen Union für den menschlichen Verzehr verwendet wurden.“ Als junges Start-up wäre ein Zulassungsverfahren zu kostspielig gewesen.
Ende 2018 erfolgte schließlich die Zulassung für den Vertrieb in der EU. Dann ging alles schnell: „2019 haben wird das erste Päckchen Tee verkauft und seit 2020 gibt es JUMA-Tea als verzehrfertiges Getränk“, fast Kammann zusammen. Allerdings gibt es nach wie vor ein Problem: Als „wässriger Auszug in Getränken“ ist Guayusa vollständig zugelassen, nicht aber als trockener Tee. Der Verkauf werde zwar toleriert, „doch rechtlich ist das eine Grauzone. Wie andere Anbieter, können wir unsere trockenen Tees deshalb nur online und nicht im Supermarkt anbieten“, erklärt Kammann und fügt hinzu: „Aber wir arbeiten mit Gutachtern von der IHK an diesem Problem.“ Wenn alles gut läuft, könnten Ende des Jahres auch die trockenen Tees im stationären Einzelhandel angeboten werden.
Von Napo bis Niederrad
Aber woher kommen eigentlich die Blätter für den JUMA-Tea? „Für uns stehen der faire Umgang mit den Produzenten und nachhaltiger Anbau an oberster Stelle. Deshalb beziehen wir unseren Tee direkt von einer Bauernkooperative aus der Provinz Napo im Zentrum von Ecuador – genauer gesagt bekommen wir ihn von Edison, dem Leiter der Kooperative.“ Entscheidend sei, dass die Kooperative mit einer traditionellen Anbauweise in kleinen Dschungelgärten arbeite. Das schone die Umwelt und fördere die Biodiversität. Zudem würden sie auch mit einer NGO kooperieren, die in einem Aufforstungsprojekt mit der indigenen Bevölkerung vor Ort zusammenarbeitet. Doch nicht nur bei der Herkunft setzen die Kammanns auf Fairness und Nachhaltigkeit: Bei der Verpackung der Tees verwenden sie kompostierbare, aus Maisabfällen hergestellte, Doypacks und Pfandgläser, wie man sie von Joghurts kennt. Verpackt werden die Tees in der gemeinnützigen Reha-Werkstatt Niederrad des Frankfurter Vereins, womit die Kammanns einen inklusiven Beitrag leisten wollen.
Mitglieder der Bauernkooperative. © JUMA-Tea
Bislang zählt das JUMA-Tea-Sortiment überschaubare vier Produkte, allesamt biozertifiziert und vegan: einen trinkfertigen Sparkling Cold Tea, zwei Tee-Mischungen und puren Guayusa-Tee. Neben dem JUMA-Tea-Onlineshop gibt es den trinkfertigen Tee in diversen Bio-Märkten und Kiosken in Frankfurt sowie in ausgewählten Biomärkten bundesweit. Ein Shopfinder auf der Webseite hilft bei der Suche.
Raoul und Max Kammann beim Abfüllen in der Reha-Werkstatt Niederrad. © JUMA-Tea
Das Tal der Hundertjährigen
Die Idee für das Start-up ist fast zehn Jahre alt. Raoul Kammann hatte in einem Zeitungsartikel von einem „Tal der Hundertjährigen“ in Ecuador gelesen. Der Name geht zurück auf die mutmaßliche Langlebigkeit der Bewohner:innen von Vilcabamba, dem zentralen Ort im pittoresken Anden-Tal. Ihre Langlebigkeit führten sie zurück auf das Wasser des Flusses, tägliche harte körperliche Arbeit, das milde Klima und einen Tee aus den Blättern der Guayusa-Pflanze (Ilex guayusa) – eine koffeinhaltige Stechpalmen-Arten mit Ursprung im nordwestlichen Amazonas-Regenwald. Kultiviert wird die Verwandte des in Südamerika weit verbreiteten Mate-Strauchs (Ilex paraguariensis), hauptsächlich in Ecuador sowie in Teilen Perus und Kolumbiens. Wie archäologische Funde belegen, konsumiert die indigenen Bevölkerung in diesen Regionen die Guayusa-Blätter seit mindestens 1500 Jahren als Teegetränk.
Bis heute wird Guayusa dezentral in kleinen Waldgärten kultiviert. © JUMA-Tea
Ein mystischer, jahrtausendealter Jungbrunnen? Raoul Kammann wurde neugierig und erzählte seinem Bruder davon. Einige Online-Bestellungen und diverse Verköstigungen später widmete Raoul Kammann 2012 als angehender Betriebswirt seine Masterarbeit der Produktentwicklung und Vermarktungsstrategie für einen damals noch fiktiven, Guayusa-basierten Energydrink. „Die Idee war schon damals gut, aber es dauerte einige Jahre, bis wir endlich loslegen konnten“, erzählt Max Kammann. Das Problem war ein rechtliches: Die Guayusa-Blätter waren in Europa als Novel Food, also „neuartiges Lebensmittel“, gelistet. Als „neuartige Lebensmittel“ gelten laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit solche, „die vor dem 15. Mai 1997 nicht in nennenswertem Umfang in der Europäischen Union für den menschlichen Verzehr verwendet wurden.“ Als junges Start-up wäre ein Zulassungsverfahren zu kostspielig gewesen.
Ende 2018 erfolgte schließlich die Zulassung für den Vertrieb in der EU. Dann ging alles schnell: „2019 haben wird das erste Päckchen Tee verkauft und seit 2020 gibt es JUMA-Tea als verzehrfertiges Getränk“, fast Kammann zusammen. Allerdings gibt es nach wie vor ein Problem: Als „wässriger Auszug in Getränken“ ist Guayusa vollständig zugelassen, nicht aber als trockener Tee. Der Verkauf werde zwar toleriert, „doch rechtlich ist das eine Grauzone. Wie andere Anbieter, können wir unsere trockenen Tees deshalb nur online und nicht im Supermarkt anbieten“, erklärt Kammann und fügt hinzu: „Aber wir arbeiten mit Gutachtern von der IHK an diesem Problem.“ Wenn alles gut läuft, könnten Ende des Jahres auch die trockenen Tees im stationären Einzelhandel angeboten werden.
Von Napo bis Niederrad
Aber woher kommen eigentlich die Blätter für den JUMA-Tea? „Für uns stehen der faire Umgang mit den Produzenten und nachhaltiger Anbau an oberster Stelle. Deshalb beziehen wir unseren Tee direkt von einer Bauernkooperative aus der Provinz Napo im Zentrum von Ecuador – genauer gesagt bekommen wir ihn von Edison, dem Leiter der Kooperative.“ Entscheidend sei, dass die Kooperative mit einer traditionellen Anbauweise in kleinen Dschungelgärten arbeite. Das schone die Umwelt und fördere die Biodiversität. Zudem würden sie auch mit einer NGO kooperieren, die in einem Aufforstungsprojekt mit der indigenen Bevölkerung vor Ort zusammenarbeitet. Doch nicht nur bei der Herkunft setzen die Kammanns auf Fairness und Nachhaltigkeit: Bei der Verpackung der Tees verwenden sie kompostierbare, aus Maisabfällen hergestellte, Doypacks und Pfandgläser, wie man sie von Joghurts kennt. Verpackt werden die Tees in der gemeinnützigen Reha-Werkstatt Niederrad des Frankfurter Vereins, womit die Kammanns einen inklusiven Beitrag leisten wollen.
Mitglieder der Bauernkooperative. © JUMA-Tea
Bislang zählt das JUMA-Tea-Sortiment überschaubare vier Produkte, allesamt biozertifiziert und vegan: einen trinkfertigen Sparkling Cold Tea, zwei Tee-Mischungen und puren Guayusa-Tee. Neben dem JUMA-Tea-Onlineshop gibt es den trinkfertigen Tee in diversen Bio-Märkten und Kiosken in Frankfurt sowie in ausgewählten Biomärkten bundesweit. Ein Shopfinder auf der Webseite hilft bei der Suche.
Raoul und Max Kammann beim Abfüllen in der Reha-Werkstatt Niederrad. © JUMA-Tea
Web: jumatea.eu/
29. Juli 2021, 11.14 Uhr
Sebastian Schellhaas