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Vom Pilsner Urquell zu Craft Beer

Mit der Beerfluencerin in der Bar

Craft Beer ist eines der Trendthemen der vergangenen Jahre. Das geht auch an den Social Media-Kanälen nicht vorbei: Wir haben uns im naїv mit der Instagrammerin Olivia.drinksbeer getroffen.
Montagabend, 17.30 Uhr, naїv Frankfurt: Noch sitzen wir alleine in der bekanntesten Craft Beer Bar der Stadt, doch das ändert sich schnell. Bereits eine Stunde später ist der Laden proppenvoll und uns umgibt lautes Stimmengewirr. Mein Gegenüber ist Olivia Pelz. Olivia heißt auf Instagram Olivia.drinksbeer, ist 32 Jahre alt und kommt aus Thüringen. Die Wahlfrankfurterin hat auf Instagram mehr als 4.000 Abonnenten. Ihr Account ist voll mit Bildern von Bier, genauer gesagt: Craft Beer. Sie gilt als eine der einflussreichsten Beerfluencer Deutschlands. Ich möchte von ihr mehr über Craft Beer wissen, und wie es sich als Influencerin lebt.





„Früher war mein Lieblingsbier Pilsner Urquell. Das ging einfach immer“, sagt Olivia lachend. „Eher unbewusst habe ich dann angefangen, Craft Beer zu trinken. Das hat sich einfach so entwickelt“. Inzwischen ist sie öfter im naїv und anderen Craft Beer Bars in Frankfurt. Doch was konkret ist Craft Beer eigentlich? „Es ist nicht wirklich festgelegt, was genau unter den Begriff Craft Beer fällt. Meist versteht man darunter handwerklich gebraute Biere von kleinen, unabhängigen Brauereien, die sich gezielt gegen den Mainstream platzieren“, erklärt sie. Mich interessiert, wie Olivia zum Reinheitsgebot steht, immerhin dürften traditionelle Brauer beim Anblick der Zutatenliste von Craft Beers einen kleinen Herzinfarkt bekommen. „Ich halte nicht besonders viel vom Reinheitsgebot, weil ich der Meinung bin, dass auch traditionelle Brauereien das teilweise umgehen. Das wirkt auf mich deshalb eher scheinheilig.“ Immer wieder betont die 32-Jährige aber, dass sie kein Profi ist. „Auf Messen oder Tastings bin ich immer wieder überrascht und beeindruckt, wie gut sich manche Leute in der Branche auskennen. Ich mache das echt nur als Hobby und habe bei weitem nicht so viel Ahnung wie viele andere“, sagt sie bescheiden.





Um vom Theoretischen zum Praktischen zu kommen, ordern wir zwei Mal das Tasting Tray, das aus je vier Bieren besteht, sodass wir alle acht vom Fass probieren können. Olivia schlägt vor, dass wir mit etwas Leichtem beginnen und uns dann „hocharbeiten“. Das Pale Ale mit dem fancy Namen „Dead Pony“ von der Brauerei Brewdog aus Schottland schmeckt fruchtig, und zusammen mit dem „Franz Josef“ der perfekte Einstieg, da beide einen eher geringen Alkoholgehalt haben. Einer der entscheidenden Unterschiede zwischen Craft und „normalem“ Bier ist nämlich der Alkoholgehalt: Dieser ist bei vielen Craft Beers deutlich höher, Biere mit bis zu 11 Prozent sind hier keine Seltenheit. Wie findet man denn als Einsteiger das richtige Craft? „Gerade als Laie kann einen die Auswahl überfordern. Da ist es sinnvoll, auf Angaben wie den IBU-Wert und die enthaltenen Aromen zu achten“, so Olivia. Der IBU-Wert gibt Aufschluss über den Alpha-Säure-Anteil im Bier. Das ist nicht gleichbedeutend mit der Bitterkeit des Bieres, kann aber doch als Anhaltspunkt dienen. Prinzipiell gilt: Je höher der Wert, desto bitterer das Bier. „Aber ich bin da wirklich vorsichtig. Auch wenn ich Freunden ein Craft Beer empfehlen soll, mache ich das eher ungern. Ich weiß zwar inzwischen, was mir selbst schmeckt, aber den Geschmack anderer einzuschätzen, ist echt schwierig. Nicht selten liege ich da auch mal voll daneben“, gibt Olivia zu.





Wie kam denn nun eigentlich die Idee mit dem Instagram-Account? „Ich habe gelesen, dass ein Instagram-Account mit einem bestimmten Thema am besten funktioniert. Und da ich sowieso oft Bier getrunken und davon Fotos gemacht habe, dachte ich, das bietet sich an“, erklärt die 32-Jährige. Seit zwei Jahren ist sie mit ihrem Profil am Start, in dieser Zeit hat sie mehr als 800 verschiedene Biere getrunken. „Ich tracke das in einer App. Aber das heißt nicht, dass ich die alle komplett getrunken habe. Vieles kommt von Tastings und ähnlichen Veranstaltungen zusammen.“ Inspiration für neue Biere holt sich Olivia auf Instagram. „Es gibt erstaunlich viele Bier-Blogger, auch in Deutschland“, erzählt sie. Mit dem Instagram-Account verdient sie kein Geld. „Ab und an bekomme ich aber kostenlos Bier zugeschickt. Darüber freue ich mich immer sehr und in der Regel poste ich es dann auch“. Man merkt, dass es ihr nicht auf möglichst viele Likes und Abonnenten ankommt. Sie nutzt Instagram als Plattform, um mit anderen Leuten zu teilen, was sie begeistert. Aber wie setzt man Bier auf Fotos am besten in Szene? „Glücklicherweise sind Craft Beer-Flaschen oft sehr hübsch designed. Ich mache mir bei der Inszenierung aber nicht übermäßig viele Gedanken. Natürlich sollte das Licht stimmen, aber sonst bin ich da relativ unkompliziert.“ Sie selbst versuche sich zurückzunehmen, es gehe schließlich um das Bier und nicht um sie als Person. „Allerdings muss ich zugeben, dass meine Selfies immer am besten ankommen“, schmunzelt sie.





Das Indian Pale Ale mit dem vielsagenden Namen „Escalation“ heben wir uns bis zum Schluss auf. Es hat 8,3 Prozent Alkoholgehalt – das schmeckt man. Die Frage, ob sie ein All-Time-Favorite-Beer hat, findet Olivia schwierig zu beantworten: „Ich bin eigentlich immer auf der Suche nach neuen Bieren. Aber Pepper Pils geht immer“, erklärt sie. Und gibt es auch Biere, die überhaupt nicht gehen? „Ich stehe nicht auf Rauchbiere und auch Sauerbiere treffen überhaupt nicht meinen Geschmack. Außerdem wage ich mich immer wieder an belgische Biere, muss aber jedes Mal auf’s Neue feststellen, dass die mir einfach nicht schmecken. Aber ich gebe nicht auf“, lacht Olivia.
 
Fotogalerie:
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3. April 2018, 11.00 Uhr
Helen Schindler
 
 
 
 
 
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