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Foto: Wir haben Julia im Cosmic getroffen. © Harald Schröder
Foto: Wir haben Julia im Cosmic getroffen. © Harald Schröder

unterwegsmitjulia

Die Tastemakerin

Über 100 000 Menschen folgen @unterwegsmitjulia auf Instagram. Im Interview mit JOURNAL FRANKFURT erzählt die Namensgeberin von ihren Anfängen auf Social Media und verrät, was das Besondere an der Frankfurter Gastro-Szene ist.
JOURNAL FRANKFURT: Julia, deinem Instagram-Account @unterwegsmitjulia folgen 116 000 Menschen (ihren Nachnamen möchte sie nicht preisgeben). Wie wird man eine der bekanntesten Food-Influencerinnen Frankfurts?
JULIA: Das war Zufall. Während des Lockdowns habe ich auf TikTok ein Video von Frankfurt und einer Frühstücksbox hochgeladen. Das ging viral. Ich war dann selbst total überrascht. Weil ich eh früher mein Essen für meinen privaten Instagram- Account mitgefilmt habe, konnte ich auf viel Content zurückgreifen. Auch das hat gut funktioniert. Also habe ich 2022 schließlich einen separaten Instagram-Account erstellt und mir eine immer größere Reichweite aufgebaut. Das hat ganz automatisch und organisch seinen Lauf genommen.

Heute bist du hauptberuflich Influencerin, was hast du davor gemacht?
Ich habe für eine PR-Agentur gearbeitet. Mit meinen Social-Media-Kanälen habe ich mich eigentlich nur an den Wochenenden beschäftigt. Irgendwann sind Kooperationsanfragen mit meinem damaligen Vollzeitjob kollidiert. Also habe ich meinen Job gewechselt und meine Stunden reduziert. Vor einem Jahr habe ich dann komplett gekündigt und mich selbstständig gemacht. Damit habe ich einerseits mein Hobby zum Beruf gemacht, andererseits bin ich gezwungen, mehr Content zu produzieren, mir neue Dinge einfallen zu lassen und meinen neuen Job richtig ernst zu nehmen.

Wie kommst du auf Ideen für Reels und Content allgemein?
Hauptsächlich entwickle ich meine Ideen nach Gefühl. Außerdem orientiere mich an anderem Content, der mir selbst gefällt und den ich selbst gerne konsumiere. Dabei versuche ich mich von dem, was es schon gibt, abzuheben. Gerade bei Gastro-Themen in Frankfurt bin ich häufig nicht die Einzige, die etwas zu einer Location postet. Da muss ich mir immer etwas Neues einfallen lassen. Neue Locations finde ich unter anderem auf Instagram, besonders wenn Gastronomien neue Accounts erstellen oder ich verlinkt werde. Dann schaue ich vorbei und mache mir ein eigenes Bild. Vor allem finde ich aber Neues beim Spazierengehen und Stadt- erkunden.

Was nimmt den größten Teil deiner Arbeit als Content-Creatorin ein?
Die Recherche und Ideenentwicklung. Videos zu drehen und zu schneiden, dauert, wenn ich alles auf einmal mache, etwa einen Tag. Aber mir zu überlegen, was könnte interessant sein, was es noch nicht gibt und was meine Follower interessiert, das nimmt die meiste Zeit in Anspruch.

Wie funktioniert deine Zusammenarbeit mit Restaurants oder Cafés?
Ich probiere Restaurants und Cafés aus – das ist der Hauptbestandteil meines Contents. Dafür investiere ich Geld in meinen Kanal. Wenn ein Restaurant oder ein Café, zum Beispiel eine Neueröffnung, auf mich zukommt und Werbung buchen möchte, ist die Voraussetzung, dass sie mir gefallen und zu meiner Community passen. Erst dann kommen Kooperationen zustande. Tatsächlich ist die Frankfurter Gastronomiebranche nur ein Teil vom großen Ganzen, denn um wirklich davon leben zu können, brauche ich auch Kooperationen mit anderen Marken, wie Hotels oder Tourismusorganisationen. Ich habe zum Beispiel mit Visit Tallinn kooperiert. Um die Stadt zu bewerben, war das Unternehmen auf der Suche nach Creators aus anderen Ländern.

Kannst du noch „normal“ mit deinen Freunden essen gehen oder hast du immer das nächste Reel im Kopf?
Vieles filme ich nicht, vor allem private Dinge oder wenn ich mit meinen Freunden privat in einem Café bin. Aber wenn ich alleine unterwegs bin, schaue ich eigentlich immer, was ich da filmen kann.

Oft ist auf Social-Media-Plattformen nicht immer alles positiv, und es gibt negative Nachrichten oder Kommentare. Wie gehst du damit um?
Ich lasse es eigentlich gar nicht an mich ran. Ich kann es auch gar nicht persönlich nehmen, weil die Leute mich nicht kennen. Außerdem beziehen sich die Kommentare größtenteils nicht auf mich, sondern auf das Restaurant oder etwas anderes. Das sind so ganz banale Dinge, die dann kritisiert werden und die haben dann nichts mit meiner Person zu tun. Ich bekomme wenige boshafte Nachrichten. In anderen Bereichen, zum Beispiel Fashion, sieht das oft anders aus.

Wie muss man sich einen normalen Arbeitstag von dir vorstellen?
Ich habe eigentlich gar keinen Arbeitsalltag. Meine Arbeit ist nur bis zu einem gewissen Punkt planbar. Je nachdem, welche Anfragen reinkommen, je nachdem, wie viel ich zu tun habe. Das ist ja das am Selbstständigsein im kreativen Bereich. Manchmal bin ich tagelang für eine Kooperation in einer anderen Stadt oder in einem anderen Land unterwegs und nonstop am arbeiten. Das gleicht sich wieder aus, wenn es nicht so viel zu tun gibt. Morgen kann ich für einen Job nächste Woche ein Angebot bekommen und dann bin ich erst mal weg. Es ist einfach unvorhersehbar. Einen richtigen Alltag gibt es da nicht.

Was ist für dich das Besondere an der Gastro-Szene in Frankfurt?
Frankfurt ist sehr wandelbar und sehr divers, vor allem was Gastronomie angeht. Jedes Café ist anders, es gibt immer irgendetwas Neues, jeden Monat macht irgendein neues, kleines Café oder Pop-up auf. Die Leute, die hier leben, haben richtig Lust auf Gastronomie. Das merke ich durch meine Videos. Wenn ich etwas poste, wollen es alle ausprobieren und gehen da hin. Und wenn ich mal nichts zu Frankfurt poste, dann kommt immer die Frage, wann ich das wieder mache. Und genau das macht es aus, dass die Leute richtig Bock darauf haben.

Als Influencerin bist du auch Tastemakerin. Das heißt, du beeinflusst aktiv, was gerade gastronomisch angesagt ist. Wo denkst du, geht diese Reise noch für dich in Zukunft hin?
Ich hoffe, dass ich mit meiner Reichweite etwas außerhalb von Social Media in Frankfurt bewirken kann. Das Besondere ist, dass mir so viele Menschen aus derselben Stadt folgen und ich überall Leute treffe. Ich finde es spannend herauszufinden, was ich daraus machen kann. Ich habe bereits ein Event mit dem Thema „connect“ organisiert, bei dem es darum ging, dass sich meine Follower untereinander kennenlernen und vernetzen. Etwas Ähnliches würde ich gerne nochmal machen.
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
6. September 2024, 09.53 Uhr
Interview: Lisa Veitenhansl
 
Lisa Veitenhansl
Jahrgang 1997, Studium der Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt, seit November 2021 beim Journal Frankfurt. – Mehr von Lisa Veitenhansl >>
 
 
 
 
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