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Foto: © Adobe Stock / Mediteraneo
Foto: © Adobe Stock / Mediteraneo

Kolumne

Einheitsbrei

Die Gastro-Szene entwickelt sich stetig weiter. Unsere Kolumnistin teilt ihre Meinung zum aktuellen Geschehen.
Essen ist kein Trend! So scheint es mittlerweile jedoch. Um das Positivste direkt vorwegzunehmen: Im Großen und Ganzen profitiert die gastronomische Szene hoffentlich von den Einflüssen durch die sozialen Medien, die im besten Fall das Ausgehverhalten wieder steigern lassen. Doch es schleichen sich vermehrt Betriebe in das stolze Handwerk ein, die ein solches scheinbar nur vortäuschen. Dass leidenschaftliche Kulinarikerinnen und Kulinariker solche gastronomischen Falschmünzer erkennen, erspart vielen Abzocke. Jetzt gab es schon immer Menschen, die essen, um nicht zu hungern, daran ist nichts verwerflich. Doch genau diejenigen sind anfällig für die Reduzierung von Genuss auf Trend, die solche gehypten Foodspots oftmals in den Fokus rücken.

Ab wann überzeugte bei Goldies nicht mehr der sorgfältig zusammengestellte Burger, sondern dass unzählige Kurzvideos auf Social Media ihn zum „besten Burger Deutschlands“ küren, ohne wirklich zu sagen warum? Schon bald wird zum nächsten gehypten Foodspot gewechselt. Ob New-York-Style-Cookies, Scandi-Cafés oder oder oder – hauptsache es klickt. Daraus resultiert schließlich auch, dass neue Betriebe selbst weniger Wert auf die Ehrlichkeit der Produkte legen und stattdessen lupenreine Konzepte für Social Media entwickeln. Stichwort Instagrammable, am besten eine reflektierende Fläche für Spiegelselfies, natürlich Instagrammable Food – Geschmack nebensächlich.

Regelrecht glatt zermalmt ist das, was Content Creatoren derzeit in den sozialen Medien posten. Eigene Meinung? Fehlanzeige. So entwickelt sich aus der Foodie-Szene eine Food-Watching-Szene, die ihr längst erkaltetes Essen nach der Fotosession eigentlich auch liegen lassen könnte. „Dann beiß halt mal rein!“, aber bitte auch so, dass es Spaß macht, und nicht als stünde in wenigen Sekunden ein Covershooting für die Vogue an. Es geht nicht darum, dass Gerichte nicht mehr ästhetisch angerichtet werden sollen und ich bin auch der Überzeugung, dass wir Menschen nicht nur essen, um unseren Hunger zu stillen. Schon Urgestein-Gastrokritiker Herr Siebeck setzte kulinarischen Genuss mit Lebensqualität gleich. Doch kulinarischer Genuss sollte nicht durch ein ästhetisches Empfinden oder bestgeklickte Schlagworte beschränkt werden.

Zeig mir die kulinarischen Geheimtipps mit schäbiger Einrichtung, die Jahre auf dem Buckel haben, aber wo es eben das beste Schnitzel, die handgemachten Teigtaschen oder einen Marmorkuchen gibt, der mich sofort an den meiner Großmutter erinnert! Stattdessen werden die Gerichte auf Tellern serviert, die aussehen sollen, als wären sie handgetöpfert. Auf der Jagd nach dem perfekten Image, finden viele Läden den gleichen Anbieter für das scheinbar von Hand Getöpferte, den gleichen Grafiker für Logo mit immer gleicher Schriftart und schon wird die gastronomische Szene zum Einheitsbrei. Noch nie wünschte ich mir, zusammengewürfelte Inneneinrichtungen, die vom Vorbesitzer übernommen wurden, mehr gut gebackene, ehrliche Kekse statt Blabla-Style-Cookies. Mehr launische Wirte, die sich der Kundschaft nicht anbiedern. Mehr Charakter in der Gastronomie Landschaft.
 
Fotogalerie:
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6. März 2025, 15.00 Uhr
Zoe Kiaro
 
Zoe Kiaro
Kurzbio folgt in Kürze. – Mehr von Zoe Kiaro >>
 
 
 
 
 
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