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Man kann es durchaus als Trend bezeichnen: Seit ein paar Jahren eröffnen immer mehr afrikanische Restaurants in deutschen Großstädten. Die zurückliegende Fußball-WM in Südafrika hat dazu sicher ihren Beitrag geleistet, doch auf den Speisekarten finden sich meistens entweder eritreische Gerichte oder solche aus Ländern wie Ghana oder Nigeria, deren exotisches Flair durch den Genuss ohne Besteck nur mittels Injera –weiches, gesäuertes Fladenbrot – noch unterstrichen wird. Von solcher durchaus geschmackvollen, ansonsten aber eher rustikalen kulinarischen Folklore ist man im Farmerhaus weit entfernt. Als Ursula und Alfred Schodlok erstmals vor 50 Jahren die Türen des Farmerhauses für ihre Gäste öffneten, war Afrika ein fremdartiger, wilder Mythos, ein Traum und in diesem Fall der einer Aussiedlerfamilie, die kurz zuvor aus Schlesien vertrieben worden war und nun in einer fremden Welt ihre neue Heimat suchte. Alfred Schodlok, gelernter Diplomlandwirt, zog es zunächst auf eine Farm nach Namibia, bevor es über Südafrika und Kenia nach Tansania an den Fuß des legendären Kilimandscharo ging. Hier leitete er das Kibo Palace Hotel – während seine Frau Ursula an einer Schule im beschaulichen Groß-Umstadt unterrichtete.
Zwischen den Welten
Wochenendbeziehungen verblassen in ihrer Mühsal vor dem Leben dieser beiden, die zwischen Tansania und dem Rand des Odenwaldes hin und her pendelten, doch bald versuchte Ursula Schodlok, ihrem Mann in ihrer Heimat eine echte Alternative zu Afrika zu bieten. Sie wollte nicht komplett auswandern und sah in einem ganz auf die Sehnsucht ihres Mannes nach Afrika zugeschnittenen Projekt die Chance auf eine gemeinsame Zukunft in Deutschland. Das damalige Groß-Umstädter Café Knosberg, schon damals bekannt als der schönste Aussichtspunkt des vorderen Odenwaldes, suchte einen neuen Besitzer und hier plante Frau Schodlok für ihren Mann nun ein authentisches Restaurant nach südafrikanischem Vorbild. Der Name entstand dabei ganz intuitiv, quasi im Vorübergehen, als Ursula Schodlok ausrief „Alfred, das Gebäude sieht doch irgendwie aus wie ... ein Farmerhaus!“ Die Küche des Landes am Kap der guten Hoffnung begeisterte Alfred Schodlok genauso, wie sie anschließend seinen Sohn Alexander und dessen zwei Söhne Sandro und Marlon in ihren Bann zog und so machte sich der Gründer des Farmerhauses mit viel Elan an den Ausbau der charmanten Liegenschaft mit dem legendären Blick über das Rhein-Main-Gebiet. 1965 öffnete das Farmerhaus schließlich seine Türen und begeisterte die Gäste von Anbeginn mit einer faszinierend anderen Küche, die man hierzulande bisher nur aus Reiseerzählungen kannte. Doch es kam, wie es kommen musste: Die Sehnsucht nach Afrika kehrte zurück und die Pendelei begann von vorn. Unterdessen hatte sich Sohn Alexander Schodlok nach seiner kaufmännischen Ausbildung Schritt für Schritt in unterschiedlichen Hotels nach oben gearbeitet und war nun rechtzeitig zur Stelle, um das ausgesprochen erfolgreiche Projekt Farmerhaus zu übernehmen.
Learning by doing
Gemeinsam mit seiner Familie und unterschiedlichen Köchen lernte Alexander Schodlok nun, was es bedeutet, am Rand des Odenwaldes eine Küche zu zelebrieren, die mit einem Bein in Afrika und dem anderen in Europa steht. Ein Küchenteam, das in dieser Disziplin auf langjährige Erfahrungen zurückblicken konnten, musste man im Grunde selbst ausbilden, denn Vorbilder gab es nicht, die Produktbeschaffung direkt aus Südafrika und Namibia war schwierig und so blieb eigentlich nichts anderes übrig, als behutsam den anspruchsvollen Weg einer harmonischen Verbindung beider kulinarischer Welten zu gehen, indem man sämtliche Neuerungen und Trends auf sinnvolle Ideen für die eigene Küche abklopfte, ständig Neues hinzulernte und gleichzeitig der Grundidee einer authentisch südafrikanischen Speisekarte treu blieb. Klassisches „Learning by doing“: Zahlreiche Kreative am Herd sorgten immer wieder für frischen Wind im Farmerhaus und Monika Schodlok als Künstlerin für eine entsprechende Inneneinrichtung, die dem Gast heute nicht nur mit ihren großen ausgestopften Tieren aus der Zeit der Gründung des Farmerhauses beinahe die Sprache verschlägt. Die Dame des Hauses hält heute nicht nur die kreativen Fäden in Sachen Design zusammen, sondern wacht auch aufmerksam über die wirtschaftlichen Belange des Hauses, das in diesem Jahr stolz auf seine 50 Jahre währende Geschichte zurückblickt. Für die Schodloks ist das jedoch kein Grund, in Rente zu gehen und auf der herrlichen Terrasse entspannt südafrikanischen Wein zu schlürfen.
Willkommen in der Lodge
Bereits vor ein paar Jahren warfen die beiden ein scharfes Auge auf ein denkmalgeschützes Gebäude im Ortskern von Groß-Umstadt. Die alte Hofreite stand leer und schrie förmlich nach Renovierung – diesen Ruf konnten die Schodloks nicht überhören, denn seit längerem fragten Gäste bereits, ob und wenn ja, wo man den Heimweg nach dem köstlichen Aufenthalt im Farmerhaus umgehen und vor Ort übernachten könne. Natürlich findet man in Groß-Umstadt entsprechende Hotels und Pensionen, doch der Wechsel vom authentisch Afrikanischen ins gutbürgerlich Deutsche Ambiente ist nicht gerade eine ideale Lösung. Genau die wollte die umtriebige Familie nun realisieren – gut, dass der Nachwuchs schon in den Startlöchern stand, um seinen Platz in der Geschichte des Farmerhauses einzunehmen. Sandro sah im Projekt Lodge als gelernter Hotelkaufmann den idealen Standort, um einen guten Start ins Berufsleben hinzulegen, während Marlon als gelernter Koch und unterdessen verantwortlicher Küchenchef des Farmerhauses eigentlich den klassischen Weg in die Ferne einschlagen wollte, auf dem ein typischer Jungkoch seine Sporen verdient. Die Koffer waren zumindest im Geiste schon gepackt, doch die Lodge brauchte jede starke Hand und so packte auch Marlon mit an. Vormittags standen alle gemeinsam im Dreck und wer einmal ein Haus aus dem 18. Jahrhundert renoviert hat, der weiß von zahlreichen unangenehmen Überraschungen zu berichten, die ein solches Abenteuer mit sich bringt. Nachmittags nahmen dann regelmäßig Handwerksprofis das Heft in die Hand und schließlich eröffnete das elegante Boutique-Hotel mit insgesamt acht Zimmern seine Türen. Die wurden von Monika Schodlok mit absolut authentischen Möbeln, Kunstgegenständen und Bildern eingerichtet, welche oft von weither organisiert werden mussten, aber die Mühe war es wert, denn wie das Farmerhaus, so ist auch die Lodge nun ein magischer Ort, in dem man tatsächlich innerhalb von Sekunden den Kontinent wechseln kann, ohne auf modernsten Hotelstandard verzichten zu müssen.
Afrika Deluxe
Marlon hat seine Pläne vertagt – die neuen Aufgaben sind einfach zu reizvoll, um sie nur aus der Ferne zu betrachten. Er bezieht seine Grundprodukte immer noch direkt aus Afrika, der größte Teil des Fleisches stammt aus Wildfang, Gemüse und Obst stammen ebenfalls vom schwarzen Kontinent und selbst die Weinkarte wird von südafrikanischen Gewächsen bestimmt. Keine Kompromisse, beim Kochen allerdings ein kosmopolitischer Ansatz, der über das bloße Braten, Schmoren oder Grillen hinausgeht. Die Haute Cuisine hat nicht nur in Südafrika, sondern auch im Farmerhaus sicht- und schmeckbare Spuren hinterlassen: Man geht mit der Zeit, moderne Garmethoden wie etwa Sous-Vide sind selbstverständlich und man ist bei allem Respekt vor dem Produkt bemüht, etwa durch außergewöhnliche Gewürzmischungen immer neue Geschmackserlebnisse zu erschaffen, die einer treuen Stammkundschaft jedes Ma(h)l aufs Neue ein Staunen ins Gesicht zaubern. Vater Alexander Schodlok ist immer noch der perfekte Gastgeber, der er von Anfang an im Farmerhaus war. „Lass’ die Leute doch einfach mal glücklich sein“, schießt es aus dem vitalen Mann heraus, als unser Gespräch um das Thema moderne Gastronomiekonzepte kreist. Für ihn ist Gastfreundschaft neben einer ausgezeichneten Kochkultur das wichtigste Element überhaupt, um Gäste rundum zufrieden zu machen. Und das gelingt hier seit 50 Jahren. Am Farmerhaus ist bisher jede Wirtschaftskrise spurlos vorüber gegangen, denn afrikanische Küche auf einem derart hohen Niveau gibt es in Deutschland wohl nur hier, was selbst amerikanische Gäste dazu verleitet, immer wieder nach Europa an diesen magischen Fleck zurückzukehren, wo einst Ursula Schodlok ihrem Mann Afrika im Odenwald bieten wollte und nun ihre Kinder und Enkel diese Idee leidenschaftlich leben.
Kochen und genießen „Out of Africa“
Da kann die Genussakademie natürlich nur feste anklopfen, um ihren Gästen nicht nur ein genussvolles Wochenende im Farmerhaus, sondern auch einen afrikanischen Kochkurs mit Marlon Schodlok in der brandneuen Küche der Lodge zu ermöglichen. Hier begrüßt Sie der charmante Küchenchef und erläutert eindrucksvoll in einem etwa zweistündigen Kochkurs, was die afrikanische Haute Cuisine ausmacht und wie man mit exotischen Produkten umgeht. Anschließend bleibt ein wenig Freizeit, um beispielsweise die paradiesische Landschaft des Naturschutzgebietes rund um den malerischen Ort Groß-Umstadt zu erkunden, bevor der Abend bei einem opulenten Galamenü im Farmerhaus ausklingt. Übernachtet wird in den spektakulären Zimmern der Lodge, bevor es nach dem Frühstück wieder in Richtung Heimat geht – ein außergewöhnliches Wochenende in Afrika ... am Odenwald!