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Was vor wenigen Jahrzehnten normal war, entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem Hobby: Der Schrebergarten. Lange Zeit dem Spießertum zugeordnet, liegt dieser Ort zur Selbstversorgung mittlerweile wieder im Trend. Christiane Lessker und Vanessa Jansen haben gemeinsam ein liebevoll gestaltetes Kochbuch geschrieben, das Rezepte beinhaltet, die sich hauptsächlich der Zubereitung von saisonalem Obst und Gemüse aus dem eigenen Schrebergarten widmen.
Dementsprechend sind die Kapitel der Rezepte im Schrebergarten Kochbuch in Frühling, Sommer, Herbst und Winter aufgeteilt, je nachdem was gerade im Schrebergarten wächst. So bieten die Frühlingsrezepte beispielsweise Bärlauch-Foccaccia, Kalte Spinat-Lasagne oder Erdbeer-Rhabarber Tiramisu. Der Sommer gestaltet sich durch leicht bekömmliche Speisen wie kalter Gurkensuppe, Tomatencrostinis und Dreimal Rohkost mit Möhren, Roter Bete und Sellerie Apfel. Im Winter geht es mit Wirsingroulade und Rotkohlsuppe dafür eher deftig zu. In jeder Jahreszeit finden sich zudem Rezepte für eingekochte und lang haltbare Speisen wie Holunderblüten- oder Rosensirup, Erdbeerkonfitüre, eingelegte Senfgurken und selbstgemachtes Sauerkraut. Das selbstgemachte Sauerkraut wird anschließend direkt in einem Sauerkrauteintopf mit Paprika verarbeitet – ein aufwärmendes Wintergericht. Auch unkonventionelle Gemüsesorten wie Dicke Bohnen, Grünkohl und Giersch tauchen in unterschiedlichen Gerichten und Jahreszeiten auf. Allgemein führt einen das Buch durch eine Wiederentdeckung altbekannter, heimischer Gemüsesorten. Vegetarische Gerichte sind hier in der Mehrzahl, schließlich hängen keine Schnitzel an den Bäumen und meistens halten sich Schrebergartenbesitzer keine Tiere. Rezepte mit Fleisch und fleischhaltige Alternativvorschläge sind aber dennoch zu finden. Wer sich bei den Rezepten nicht ausschließlich nach den Jahreszeiten richten möchte, kann im hinteren Teil im Rezeptregister nachschauen, in dem die Rezepte in Kategorien wie Herzhaftes aus dem Topf, Ofen, Pfanne oder Eingemacht und Eingelegt gelistet sind.
Das Kochbuch ist zudem aufwändig und liebevoll gestaltet: Jedes Rezept ist mit einem farbenfrohen Foto versehen, das die Speisen in kreativer Aufmachung präsentiert. Hinzukommen kleine Aquarell-Illustrationen des verwendeten Obst, Gemüse oder Krauts unterhalb des Rezepts. Neben den Rezeptbeschreibungen befinden sich in grüner Schnörkelschrift Kommentare, die darauf hinweisen, auf was besonders zu achten ist oder Anmerkungen zu der Herkunft der Gewächse.
Das Buch liefert jedoch nicht nur Kochrezepte, sondern die Leserinnen und Leser können auch einen Blick in fremde Schrebergärten werfen. Familien und Paare unterschiedlichen Alters und Herkunft sowie Alteingesessene und Gärtnerei-Neulinge haben ihre Gatter geöffnet und stellen ihr Leben im Schrebergarten vor. Mal veranstalten sie ein Maifest, mal kommen sie zum letzten Aufräumen vor dem Winterschlaf zusammen, um in der Glut gegarten Eintopf aus den letzten Ernteresten zu teilen. Außerdem zeigt das Buch, dass sich in vielen Gärten kleine, teilweise unbeabsichtigte Kunstwerke wie kreativ gestaltete Vogelhäuschen oder aus Blech gefertigte Wetterfahnen befinden. Die Autorinnen beweisen einen Blick für Details und Kleinigkeiten sowie ein Gespür für Atmosphäre schaffende Kurztexte. So ist das Schrebergarten Kochbuch nicht nur für Liebhaber von klassischen Rezepten wie Marmelade, Curry, Risotto und Eintopf in unterschiedlichen Variationen geeignet, sondern auch für diejenigen, die einfach gerne ansehnlich angerichtetes Essen oder schöne Fotografien kleiner Gartenparadiese betrachten.
Schrebergarten Kochbuch von Christiane Lessker und Vanessa Jansen ist im Südwest Verlag und kostet 19,99 Euro.