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Pulp Kitchen

Mit Pulp Kitchen hat der Edel-Verlag ein Kochbuch als Comicgeschichte herausgebracht.

Was für eine schöne Idee: ein Kochbuch als Comic. Statt belanglosem Blabla und Hochglanzfotografien könnte hier zwischen den Rezepten eine spannende Geschichte mit viel Action und Humor stecken. So viel zur Theorie. Die Praxis muss bei Pulp Kitchen leider hinter diesen Erwartungen zurückstehen. „Kochen ist schön. Kochen ist grausam. Kochen ist Wahnsinn.“ Steht auf dem Umschlag. Eines dieser Adjektive passt auch auf dieses Buch.



Die Titelgestaltung orientiert sich in Farbgebung und Typografie an Quentin Tarantinos ikonischem Pulp Fiction Plakat. Das scheint passend, ist aber eigentlich tragisch. Es gehört zu den großen Qualitäten Tarantinos, dass Frauen bei ihm echte Menschen sein dürfen. Pam Grier als Jackie Brown oder Uma Thurman als die Braut in Kill Bill spielen tiefe Charaktere mit spannenden Gewissenskonflikten und menschlichen Problemen. Die Weibliche Hauptrolle in Pulp Kitchen ist dagegen eine traurige Masturbationshilfe, die nur aus Brüsten und knapper Kleidung besteht. Immerhin wird der Leser gewarnt, denn im Klappentext kündigt der Comic sich bereits als „grausam, sexistisch & geschmacklos“ an. Dem wäre eigentlich nicht viel hinzuzufügen. Dass die schwarzen Küchenhelfer wulstige Tellerlippen haben und eine Art Kindersprache reden, rettet dieses Bullshit-Bingo populärer Diskriminierungsformen eben auch nicht. Aus dem Japaner einen Ninja und dem Italiener einen Mafiosi zu machen ist 2016 einfach ein extrem ausgelutschtes Klischee



Das Cover wirkt schön Grim und Gritty und erinnert an dem Batman-Reanimator Frank Miller. Im Innern wechselt der Stil aber in einen runden Comicstil mit großen Glubschaugen. Das ist an sich nichts schlimmes. Wirklich ärgerlich ist dagegem die Kolorierung. Da hält der Protagonist einmal auf Seite 37 eine Olive in der Hand, die er als dunkel bezeichnet, die aber grün angemalt ist. Auf Seite 56 lobt er das „Zart rosafarbene Innere“ einer Artischocke, welches in der Illustration direkt nebendran wiederum grün ist. Man kann es dem Grafiker fast verzeihen, dass er keine Lust mehr hatte, den Text zu lesen. Das Gesamtprodukt wird dadurch aber sicher nicht besser. Das in einem grob an Sin City angelehnten Colorationsstil die Farben zugunsten der Optik gedreht werden dürfen, ist an sich denkbar. Aber dann müsste diese Optik auch überzeugen. Das tut sie hier leider nicht. Dass liegt auch an der vollkommen unprofessionellen Verwendung einer Comic Sans-artigen Schriftart.



Das Beste an diesem Buch sind so die sechs Rezepte. Involtini mit Aubergine, gefüllte Sommer-Artischocke oder auch der geschmorte Oktopus mit Knoblauch-Infusion lassen einem das Wasser im Mund zusammen laufen. Die Idee mit dem Comic-Kochbuch ist toll und findet hoffentlich noch viele Nachahmer, gerne auch weitere Versuche von Becker, Kretschmann und Zühlke, aber wirklich empfehlenswert ist diese Pionierarbeit leider noch nicht. Comic-Sammler dürfen trotzdem zugreifen. 



„Pulp Kitchen“ von Ulfert Becker, Ralph G. Kretschmann und Andi Zühlke ist bei edel erschienen und kostet 14,95 €

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