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Bergstraße Weinlesebuch von Johannes Hucke

Getreu dem Motto: „Trinke Gutes und schreibe darüber“ berichten Grimme-Preisträger und Fotograf Gert Steinheimer sowie Buchschreiber Johannes Hucke seit 2007 aus der Wein-Region zwischen Frankfurt und Karlsruhe. Für das „Bergstraße Weinlesebuch“ (2008, ‘12 und ’16) sind sie jetzt noch einmal losgezogen – und starten einen Appell.

Es hat alles so schön angefangen. Wieder einmal. Bedingt durch Kriege, Seuchen und Wirtschaftskrisen mussten die meisten Weinbaugebiete immer wieder einen Neustart wagen; vor allem die Bergstraße lag immer mittendrin, wenn es jemandem gefiel, Schrecken zu verbreiten. Nach dem Niedergang des Weinbaus bis in die 90er Jahre hinein aber schien es so, dass die klimatisch, landschaftlich und geografisch so bevorzugte Gegend endlich dorthin gelangt, wo sie hingehört: schön nach oben. Fabelhafte Weingüter zwischen Zwingenberg und Heppenheim und darüber hinaus, im badischen Teil bis nach Wiesloch hinab, begannen eine Qualitätsoffensive, die den für Tagesausflüge schon immer geschätzten Städtchen unterm Weinberg auch vinologisch Reputation eintrug.



Die Abhängigkeit von den berühmten Weinfesten (wer hat sich nicht schon mal am 1. Mai durch die Rebzeilen gequält?) ließ wohl nach, doch so richtig im Sattel saßen die meisten noch nicht, als schon wieder ein Einbruch die Bewegung ausbremste: Corona natürlich. Viele haben investiert, in Reben, Gastlichkeit, Kellertechnik. Und auf einmal reduziert sich die Nachfrage: Die Weinfreundinnen und ihre -freunde aus Frankfurt, Darmstadt, Offenbach mussten zu Hause bleiben. Und? Bestellten sie fleißig bei ihren Lieblingswinzern? Ach woher denn! Es gibt doch immer noch Soave im Discounter, Sonderangebote bei Versandhäusern und – nun gut, andere Winzer haben auch schöne Weine.



Wer sich einmal aufmacht, die Bergstraßenweine ernsthaft zu testen, wird sich bald schon fragen, warum er bislang nicht zu 90 \% regional getrunken hat. Denn es gibt alles: Riesling vom Granit, dynamische Rote und verträumte Spätburgunder … und allerlei Entdeckungen wie den Roten Riesling, der im Hessischen in den letzten Jahren begründeter Maßen Karriere macht. Exemplarisch für die Innovativen stehe das Weingut von Hanno Rothweiler: der ungeheure Run auf Weiß wie Rot zwang ihn dazu, in die Ebene zu siedeln. Ins Tal, nahe Auerbach, aber nicht, wie man das früher gemacht hätte, in trister Funktionsoptik, sondern ein sehens-, erlebens-, und schmeckenswertes Gut ist entstanden, wo sich die Spezialitäten in Ruhe durchprobieren lassen. Wer das alles nicht glaubt, der muss einfach nur dieses Buch erwerben und darin herumblättern – es ist tatsächlich der perfekte Schlüssel zu dieser traumhaften Region!



Die letzte Ausgabe vom „Bergstraße Weinlesebuch“ ist noch weitgehend aktuell, allerdings gab es inzwischen ein paar Schließungen (bedauerlich) sowie mehrere Neugründungen (fantastisch), etwa das bereits hochdekorierte Sektgut Griesel in Bensheim. Alsdann, Frankfurt, in ewigem Ruhm erblühender Heimatort: Krieg den Hintern hoch und fahr an die Bergstraße! Kauf Wein und mach dir den Keller voll! Es soll dein Schaden nicht sein. Die nämliche Aufforderung gilt selbstverständlich für das gesamte Rhein-Main-Gebiet. Und die Leute aus dem Odenwald müssen auch keinen Verlegenheitsverschnitt „aus den besten Ländern der EG“ mehr picheln.



Bergstraße Weinlesebuch von Johannes Hucke, erschienen beim Info Verlag Regio Guide, 448 Seiten, 24,80 Euro

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