Partner
Mehr Vielfalt am Zapfhahn
Krawall um Bier
In den Bars Frankfurts brodelt es, da braut sich einiges zusammen. Die Bierszene ruft zum zweiten Mal mit einer bunten Veranstaltungsreihe zum „Bierkrawall“ auf und will das Reinheitsgebot abschaffen..
Epizentrum des Frankfurter Bierkrawalles 2016 ist das Ølwechsel in Bockenheim. „Der Chef arbeitet grade, wir sind ja auch eine Autowerkstatt“, berichtet dort ein freundlicher Mitarbeiter. Tatsächlich kann man bei Dietmar Flucke sowohl frisches Öl als auch frisches Øl (Schwedisch für Bier) tanken. „Ich mache den Bierkrawall aber nicht allein“, stellt er direkt klar, nachdem sein Mitarbeiter ihn unter dem Auto weggeholt hat. „Wir sind ein Haufen begeisterter Leute aus der Frankfurter Szene und wir wollen, dass mehr Menschen gutes Bier trinken.“ Deshalb haben sie den Bierkrawall ins Leben gerufen. Von Samstag den 16. April, bis zum Sonntag, den 24. April, gibt es in der ganzen Stadt Veranstaltungen zum Thema. Los geht es mit einem Event namens „Bottleshare“ im Ølwechsel. „Es hat sich in der Szene so etabliert, dass man gute Biere teilt, um sie gemeinsam zu genießen und zu diskutieren.“ Deshalb darf beim Bottleshare jeder selbst seine Lieblingsflaschen mitbringen, teilen und zur Debatte stellen.
Eigentlich sei der Bierkrawall für sein Geschäft gar nicht gut, lacht Flucke. „Wir waren 2006 der erste Laden in Frankfurt, der gezielt besondere Biere angeboten hat.“ Heute würden Bars wie das Naïv und einige Kioske damit deutlich mehr Umsatz machen als er. Doch dem Enthusiasten geht es um die Sache. „Es macht uns einfach Freude.“ Deshalb schickt der Bierkrawall seine Teilnehmer auch einmal quer durch die Stadt. Insgesamt acht Locations, von der Brauerei „12 Apostel“ bis zum „Kiosk 45" bieten zur Veranstaltungsreihe einen speziellen Bierpass an. Den können sich die Gäste vor Ort abstempeln lassen und die getrunkenen Getränke darauf bewerten. Auf dem großen Hoffest am letzten Abend des Krawalls (23. April, 17.30 im Ølwechsel) werden dann unter allen Teilnehmern Gewinne verlost. Wer dabei sein mag, darf ab sofort mit dem Stempelsammeln beginnen.
Dabei haben Flucke und Co auch ein politisches Anliegen. Am 24. April endet der Bierkrawall an der Konstablerwache mit der Demonstration „All Beers are Beautiful – Gegen Reinheitsgebot, Biersteuer und Brauereibindung.“ Es ärgere ihn, dass alle das Reinheitsgebot in Deutschland für eine gute Sache befinden. „So einfach ist das aber nicht.“ Das Reinheitsgebot sei beispielsweise kein Garant dafür, dass keine Chemie verwendet wird, stellt Flucke klar. „Viele große Brauereien setzen ihren Bieren Kunststoffflocken zum Filtern bei, das ist erlaubt.“ Tatsächlichen Gesetzesrang hat das 500 Jahre alte Gebot heute auch nur noch in Bayern. „Selbst die bayerischen Privatbrauereien werben aber mittlerweile für eine Zulassung bestimmter Gewürze. Es bröckelt also“, freut sich Flucke. Er ist fest überzeugt, dass das Reinheitsgebot ein Hindernis für Vielfalt und Geschmack ist. „Wir veranstalten die Demo aber gemeinsam mit der Partei ‚die Partei.‘ Es ist also auch Ironie und Spaß dabei.“
Den Namen leiht sich die Veranstaltung übrigens von einem Ur-Ahn der Blockupy-Proteste. Beim Frankfurter Bierkrawall vom 21. April 1873 zogen über 100 wütende Arbeiter durch die Innenstadt. Mit einer großen roten Fahne protestierten sie gegen eine Erhöhung des Bierpreises. Diese traf besonders die schlecht bezahlte Unterschicht, für die der Gerstensaft damals noch den Rang eines Grundnahrungsmittels hatte. Die kleine Frankfurter Polizei war schnell überfordert und die marodierenden Arbeiter begannen, Brauereigaststätten zu plündern. Bei der Niederschlagung der Proteste durch das Kurhessische Infanterie-Regiment Nr. 81 wurden 20 Protestierende erschossen und insgesamt 300 Verdächtige festgenommen. Eine Stadtführung am 22. April um 17.30 Uhr wird diese Geschichte näher beleuchten. Über die politische Bewertung der damaligen Proteste debattieren Historiker bis heute, nur eines ist wohl sicher: Das Thema Reinheitsgebot hatte damals noch keine Rolle gespielt.
Wer mehr über den historischen Bierkrawall erfahren möchte, dem sei die Führung mit Christian Setzepfandt am 22. April um 17.30 empfohlen.
Frankfurter Bierkrawall, 16.–24. April
Eigentlich sei der Bierkrawall für sein Geschäft gar nicht gut, lacht Flucke. „Wir waren 2006 der erste Laden in Frankfurt, der gezielt besondere Biere angeboten hat.“ Heute würden Bars wie das Naïv und einige Kioske damit deutlich mehr Umsatz machen als er. Doch dem Enthusiasten geht es um die Sache. „Es macht uns einfach Freude.“ Deshalb schickt der Bierkrawall seine Teilnehmer auch einmal quer durch die Stadt. Insgesamt acht Locations, von der Brauerei „12 Apostel“ bis zum „Kiosk 45" bieten zur Veranstaltungsreihe einen speziellen Bierpass an. Den können sich die Gäste vor Ort abstempeln lassen und die getrunkenen Getränke darauf bewerten. Auf dem großen Hoffest am letzten Abend des Krawalls (23. April, 17.30 im Ølwechsel) werden dann unter allen Teilnehmern Gewinne verlost. Wer dabei sein mag, darf ab sofort mit dem Stempelsammeln beginnen.
Dabei haben Flucke und Co auch ein politisches Anliegen. Am 24. April endet der Bierkrawall an der Konstablerwache mit der Demonstration „All Beers are Beautiful – Gegen Reinheitsgebot, Biersteuer und Brauereibindung.“ Es ärgere ihn, dass alle das Reinheitsgebot in Deutschland für eine gute Sache befinden. „So einfach ist das aber nicht.“ Das Reinheitsgebot sei beispielsweise kein Garant dafür, dass keine Chemie verwendet wird, stellt Flucke klar. „Viele große Brauereien setzen ihren Bieren Kunststoffflocken zum Filtern bei, das ist erlaubt.“ Tatsächlichen Gesetzesrang hat das 500 Jahre alte Gebot heute auch nur noch in Bayern. „Selbst die bayerischen Privatbrauereien werben aber mittlerweile für eine Zulassung bestimmter Gewürze. Es bröckelt also“, freut sich Flucke. Er ist fest überzeugt, dass das Reinheitsgebot ein Hindernis für Vielfalt und Geschmack ist. „Wir veranstalten die Demo aber gemeinsam mit der Partei ‚die Partei.‘ Es ist also auch Ironie und Spaß dabei.“
Den Namen leiht sich die Veranstaltung übrigens von einem Ur-Ahn der Blockupy-Proteste. Beim Frankfurter Bierkrawall vom 21. April 1873 zogen über 100 wütende Arbeiter durch die Innenstadt. Mit einer großen roten Fahne protestierten sie gegen eine Erhöhung des Bierpreises. Diese traf besonders die schlecht bezahlte Unterschicht, für die der Gerstensaft damals noch den Rang eines Grundnahrungsmittels hatte. Die kleine Frankfurter Polizei war schnell überfordert und die marodierenden Arbeiter begannen, Brauereigaststätten zu plündern. Bei der Niederschlagung der Proteste durch das Kurhessische Infanterie-Regiment Nr. 81 wurden 20 Protestierende erschossen und insgesamt 300 Verdächtige festgenommen. Eine Stadtführung am 22. April um 17.30 Uhr wird diese Geschichte näher beleuchten. Über die politische Bewertung der damaligen Proteste debattieren Historiker bis heute, nur eines ist wohl sicher: Das Thema Reinheitsgebot hatte damals noch keine Rolle gespielt.
Wer mehr über den historischen Bierkrawall erfahren möchte, dem sei die Führung mit Christian Setzepfandt am 22. April um 17.30 empfohlen.
Frankfurter Bierkrawall, 16.–24. April
Web: www.bierkrawall.de/
11. April 2016, 14.00 Uhr
jps