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Der Restauranttest der Woche

Peysk

In den ehemaligen Räumlichkeiten des Fabbri-ca konzentriert sich Küchenchef und Betreiber David Eisenberg auf Fisch und Wein von bester Qualität.
Neueröffnungen wie das Peysk von Küchenchef und Betreiber David Eisenberg sind selten geworden. Der Name des kleinen, dezent modern eingerichteten Restaurants mit offener Küche stammt wohl aus der indogermanischen Ursprache und bedeutet so viel wie „Fisch“. Was soll uns das sagen? Vielleicht, dass es hier ursprünglich, naturnah, traditionell oder roh zugeht? Der Name hat auch etwas Nordisches, und das lässt im gastronomischen Kontext vermuten, dass hier alles andere als rückwärtsgewandt gekocht wird. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Es wird stilbewusst kulinarisch Hochmodernes aufgetischt und das auf höchstem Niveau. Die Speisekarte zählt neben Pickels, Austern, Desserts und einer Käseauswahl sieben Gerichte, die alle Fisch oder Muscheln beinhalten. Die meisten haben eher Tapasgröße. Am besten, man bestellt drei bis vier davon, teilt und ergänzt. Dazu gibt es mit Bedacht ausgesuchte Weine von klassisch bis naturnah. Die Gerichte vereinen Einflüsse aus Japan und Frankreich, vom Mittelmeerraum bis in den Norden. Im Grunde wird recht frei kombiniert. Dabei verbinden sich bekannte Aromen mit ungewöhnlicheren Zutaten zu einem gelungenen Gesamtbild: Pescetarisches Soulfood mit Spannung und Raffinesse. Was alle Gerichte eint: hohe Produktqualität und ein klares Konzept, handwerklich präzise umgesetzt. Das hat selbstverständlich seinen Preis, aber alles hier ist sein Geld wert. Beispiele? Gerne. Da ist das Sashimi von der Jakobsmuschel mit seidig-fester Textur, bei dem Eisenberg gekonnt mildes Muschelaroma mit Olivenöl, etwas Dill und hausgemachter Yuzukosho, einer fermentierten Paste aus Zitrusschalen (Yuzu) und Chili, kombiniert. Einfach und perfekt. Das Gleiche gilt für die sanft gegrillten Sardinen. Frisch und intensiv im Geschmack, serviert mit einer fruchtig pikanten Salsa von gebranntem Gemüse. Oder der Hamachi Crudo, japanische Gelbschwanzmakrele, gebeizt und fein tranchiert, serviert in einem kräftigen Gurken-Kräuter-Sud mit Zitronengras- und Zitronenöl, eingelegten Gurken, Radieschen und hausgemachter, sanft pikanter Togarashi. Für nicht weniger Begeisterung sorgt der auf der einen Seite kräftig abgeflämmt und auf der anderen Seite rohbelassene Bonito mit eingelegtem Rettich, Pilzsud und -erde, angerichtet auf deftigem Bohnenmus. Das dunkle Fleisch zergeht auf der Zunge und verströmt intensive bis milde Aromen eines ausgezeichneten Fisches. Nicht unerwähnt bleiben sollten die Pickles: Die Gurken sind gut, die leicht holzigen Stückchen von Wasabi-Trieben ganz ok, die mild rauchigen Kirschtomaten ein beispielloser Aromabooster. Wir verzichten auf die Käseauswahl und halten uns an die pochierte Cognac-Birne, gefüllt mit Maronen-Kaffee-Creme, serviert mit salzig-süßer Schokoladensauce und Walnüssen. Das ist weniger komplex als die Fischgerichte, aber ein sehr guter Abschluss. Auch wenn der Geräuschpegel aufgrund recht lauter Musik an diesem Abend nicht ganz ins ansonsten durchdeklinierte Bild passt, ist das Fazit eindeutig: In Sachen Fisch setzen Eisenberg und sein Team neue Maßstäbe außerhalb japanischer Gourmettempel.

Peysk, international, Westend, Westendstraße 73, Mo/Do–Sa 18–23, So 14–20 Uhr, Di/Mi Ruhetage,
 
Fotogalerie:
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30. Oktober 2023, 09.23 Uhr
Jona Silber
 
 
 
 
 
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