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Der Restauranttest der Woche
Main Tower Restaurant
In der 52. Etage auf fast 200 Meter Höhe wartet mehr als nur ein guter Ausblick. Im Main Tower Restaurant bieten Kühenchef Martin Weghofer und sein Team Fine-Dining mit beeindruckendem Panorama über den Dächern Frankfurts.
Fine Dining auf fast 200 Meter Höhe, das war in den Jahren nach der Eröffnung des Maintower schon mal sehr angesagt. Die Küche startete ambitioniert, konnte aber mit den etablierten Sternerestaurants der Stadt nicht mithalten und wurde später so langweilig, dass es trotz unglaublicher Aussicht nicht mehr für eine unserer Top-Listen reichte. Im Herbst 2021 wagte der Betreiber mit einem jungen ambitionierten Küchenteam um Küchenchef Martin Weghofer einen Neustart, der vom Frankfurter Publikum gut angenommen wird, wie wir schon bei einigen vergeblichen Reservierungsversuchen feststellen durften. Heute Abend sind wir aber endlich ganz oben angekommen. Nach ausführlicher Impfstatus-Kontrolle im Foyer und einer Sicherheitsschleuse wie im Flughafen geht es im Express-Aufzug in die 52. Etage. Im Gegensatz etwa zum Franziska steht hier wirklich jeder Tisch direkt an den bodentiefen Panorama-Fenstern und glauben Sie uns: Man muss kein Tourist sein, um daran Spaß zu haben.
Kulinarisch steht Haute Cuisine ohne Wenn und Aber auf dem Programm. Es gibt keine Karte, nur ein „Signature Menu“ in sieben Gängen (159 €) inklusive Pré-Dessert und Grüßen aus der Küche. Wem das zu viel ist, der kann von sieben auf sechs (135 €), fünf (119 €) oder vier (98 €) Gänge reduzieren. Beim Reduzieren leistet man sich hier aber eine Gängelung der Gäste, die in der Spitzengastronomie vollkommen unüblich und auch fehl am Platze ist, denn die Küche schreibt uns vor, welcher Gang jeweils wegfällt, wenn wir das Menü reduzieren und rechnet vor, dass man die Sechs-Gänge-Variante in der von uns gewünschten Form selbstverständlich servieren könne, es durch den dadurch fälligen Straf-Aufpreis aber teurer käme als die kompletten sieben Gänge zu bestellen. Da scheint im Hintergrund jemand den Unterschied zwischen Kantine und Fine Dining noch nicht begriffen zu haben – das Restaurant gehört zur Compass Group, einem der größten Kantinenbetreiber des Landes. Eher untypisch für ein solches Restaurant ist auch die Weinkarte. Anstatt weltberühmter Tropfen zu atemberaubenden Preisen setzt man auf Region, gibt auch jungen Winzern eine Chance und liefert Value for Money. Das gilt auch für das Glas Champagner vorneweg. 14,50 € sind schon für eine Standard-Schampus in einem solchen Restaurant ein faires Angebot. Hier gibt es dafür Bollinger Special Cuvée Brut. Chapeau!
Die Küche grüßt mit feinsten Krabben und Muscheln sowie Foie Gras-Häppchen und einem Mini-Süppchen, wie man das von Sternerestaurants kennt, und grüßt gleich weiter mit geflämmtem Lachs im tiefgrünen Gurkensud. Wir registrieren hier etwas, was uns auch später bei einigen Gängen auffällt: Es sieht fantastisch aus und ist technisch perfekt, aber die alles entscheidende Kombination und Gewichtung der Aromen überzeugt nicht immer. Zwar hat der noch sehr junge Küchenchef Weghofer bei Zwei-Sternekoch Christoph Rainer und hat Sous Chef Jonas Endress beim Drei-Sterne-Star Christian Bau gelernt, aber beide haben trotz großem Talent und Ambitionen noch einen Weg zu gehen, bevor sie selbst Sterneniveau erreicht haben. Dass sie genau dahin wollen, daran besteht kein Zweifel.
Auch die eingeschlagene Richtung passt: Haute Cuisine mit deutlichen asiatischen Akzenten und Aromen. Miso, Ponzu, Yuzu, Kaffir-Limette, Umeboshi und Co. kommen bei jedem Teller zum Einsatz und sorgen für exotisches Flair, auch wenn die Dosierung manchmal zu dezent ausfällt. Was die Vielzahl der Elemente und Aromen bei einigen Kreationen betrifft, wäre weniger mehr gewesen. Zum Start aber gibt es den vollen Kick: Die Kombination aus Makrele und Sardine mit gepickeltem Gemüse und Ponzu gelingt perfekt, ein rundes Spiel von sauer, süß und umami. Die darauffolgende Mini-Portion Entenleber mit Quitte, Umeboshi und einer Riesenscheibe Brioche beweist hauptsächlich eines, nämlich dass sich Stopfleber wunderbar mit einem starken Fruchtaroma verträgt – aber nicht mit zwei. Es folgt ein sehr kleines Stück Jakobsmuschel mit Bonitoflocken (Katsuobushi) und einer kompliziert dekonstruierten und wieder zusammengesetzten Karotte im Miso-Sud. Man merkt, was hier an Aufwand und Ideen drinsteckt und man isst mit Vergnügen, aber für Sterneniveau ist es zu wenig.
Es folgt ein Tatar vom Wagyu und dabei stellt sich uns gleich die Frage, ob es kulinarisch schlau ist, dieses Edelfleisch, dass seinen Reiz vor allem dadurch bekommt, dass das Fett seiner feinen Marmorierung beim Garen schmilzt, ungesalzen als Tatar anzurichten. Mit Aroma war da nicht viel, der dazu gereichte Imperial Kaviar unterster Qualitätsstufe hebt das Ganze auch nicht in die gewünschten Höhen und so gelingt mit viel Materialeinsatz wieder nur ein durchschnittlicher Teller. Dafür ist der nächste Gang grandios und sogar mehr als einen Stern wert, denn hier passt die Kombination der Aromen und auch das Zusammenspiel gelingt. Perfekt gegarter Steinbutt bester Qualität wird in einem südostasiatisch inspiriertem Tom-Yum-Schaum serviert. Der Duft von Kaffir-Limetten-Blättern und Thai-Basilikum ist betörend, die Kombination mit grüner Papaya und Kürbis spannend und auf den Punkt. Ganz klar das Highlight dieses Menüs. Es folgt der Hauptgang, der dieses Niveau nicht ganz, aber fast halten kann: Ein Stück vom butterzarten, rosarot kurzgebratenem Omaha-Rinderrücken klassisch kombiniert mit einer Praline von der geschmorten Ochsenbacke, Brokkoli, Zwiebeln und koreanischem Kimchi.
Mutig, witzig und absolut gelungen das Pré-Dessert mit einem kross-gebackenen Hühnerhaut-Chip auf einem Mango-Limettensorbet mit Thai-Basilikum. Das Haupt-Dessert war dann wieder eine optische Drei-Sterne-Kreation rund um Kokosnuss und Sesam in einer großartigen Mandarinen-Yuzu-Sauce, aber im Zusammenspiel war das alles viel zu süß und nicht wirklich stimmig. Insgesamt aber sind wir angetan: Endlich ist hier mal eine Küchenmannschaft am Zug, die sich hochmotiviert und talentiert nicht einfach nur auf die Faszination der Location und der Aussicht verlassen will, sondern eigene Akzente setzt. Das ist noch nicht rund, aber auf einem guten Weg und lohnt schon jetzt, denn Aussicht, Küche und Getränke zusammen mit dem freundlichen und professionellen Service machen den Besuch hier zu einem besonderen Erlebnis.
Main Tower Restaurant, Innenstadt, Neue Mainzer Straße 52–58, Tel. 36504777, Di–Do 18–24, Fr/Sa 18–1 Uhr, Mo/So Ruhetage
Man muss kein Tourist sein, um an diesem Ausblick Spaß zu haben. © Dirk Ostermeier
Kulinarisch steht Haute Cuisine ohne Wenn und Aber auf dem Programm. Es gibt keine Karte, nur ein „Signature Menu“ in sieben Gängen (159 €) inklusive Pré-Dessert und Grüßen aus der Küche. Wem das zu viel ist, der kann von sieben auf sechs (135 €), fünf (119 €) oder vier (98 €) Gänge reduzieren. Beim Reduzieren leistet man sich hier aber eine Gängelung der Gäste, die in der Spitzengastronomie vollkommen unüblich und auch fehl am Platze ist, denn die Küche schreibt uns vor, welcher Gang jeweils wegfällt, wenn wir das Menü reduzieren und rechnet vor, dass man die Sechs-Gänge-Variante in der von uns gewünschten Form selbstverständlich servieren könne, es durch den dadurch fälligen Straf-Aufpreis aber teurer käme als die kompletten sieben Gänge zu bestellen. Da scheint im Hintergrund jemand den Unterschied zwischen Kantine und Fine Dining noch nicht begriffen zu haben – das Restaurant gehört zur Compass Group, einem der größten Kantinenbetreiber des Landes. Eher untypisch für ein solches Restaurant ist auch die Weinkarte. Anstatt weltberühmter Tropfen zu atemberaubenden Preisen setzt man auf Region, gibt auch jungen Winzern eine Chance und liefert Value for Money. Das gilt auch für das Glas Champagner vorneweg. 14,50 € sind schon für eine Standard-Schampus in einem solchen Restaurant ein faires Angebot. Hier gibt es dafür Bollinger Special Cuvée Brut. Chapeau!
Die Küche grüßt mit feinsten Krabben und Muscheln sowie Foie Gras-Häppchen und einem Mini-Süppchen, wie man das von Sternerestaurants kennt, und grüßt gleich weiter mit geflämmtem Lachs im tiefgrünen Gurkensud. Wir registrieren hier etwas, was uns auch später bei einigen Gängen auffällt: Es sieht fantastisch aus und ist technisch perfekt, aber die alles entscheidende Kombination und Gewichtung der Aromen überzeugt nicht immer. Zwar hat der noch sehr junge Küchenchef Weghofer bei Zwei-Sternekoch Christoph Rainer und hat Sous Chef Jonas Endress beim Drei-Sterne-Star Christian Bau gelernt, aber beide haben trotz großem Talent und Ambitionen noch einen Weg zu gehen, bevor sie selbst Sterneniveau erreicht haben. Dass sie genau dahin wollen, daran besteht kein Zweifel.
Auch die eingeschlagene Richtung passt: Haute Cuisine mit deutlichen asiatischen Akzenten und Aromen. Miso, Ponzu, Yuzu, Kaffir-Limette, Umeboshi und Co. kommen bei jedem Teller zum Einsatz und sorgen für exotisches Flair, auch wenn die Dosierung manchmal zu dezent ausfällt. Was die Vielzahl der Elemente und Aromen bei einigen Kreationen betrifft, wäre weniger mehr gewesen. Zum Start aber gibt es den vollen Kick: Die Kombination aus Makrele und Sardine mit gepickeltem Gemüse und Ponzu gelingt perfekt, ein rundes Spiel von sauer, süß und umami. Die darauffolgende Mini-Portion Entenleber mit Quitte, Umeboshi und einer Riesenscheibe Brioche beweist hauptsächlich eines, nämlich dass sich Stopfleber wunderbar mit einem starken Fruchtaroma verträgt – aber nicht mit zwei. Es folgt ein sehr kleines Stück Jakobsmuschel mit Bonitoflocken (Katsuobushi) und einer kompliziert dekonstruierten und wieder zusammengesetzten Karotte im Miso-Sud. Man merkt, was hier an Aufwand und Ideen drinsteckt und man isst mit Vergnügen, aber für Sterneniveau ist es zu wenig.
Es folgt ein Tatar vom Wagyu und dabei stellt sich uns gleich die Frage, ob es kulinarisch schlau ist, dieses Edelfleisch, dass seinen Reiz vor allem dadurch bekommt, dass das Fett seiner feinen Marmorierung beim Garen schmilzt, ungesalzen als Tatar anzurichten. Mit Aroma war da nicht viel, der dazu gereichte Imperial Kaviar unterster Qualitätsstufe hebt das Ganze auch nicht in die gewünschten Höhen und so gelingt mit viel Materialeinsatz wieder nur ein durchschnittlicher Teller. Dafür ist der nächste Gang grandios und sogar mehr als einen Stern wert, denn hier passt die Kombination der Aromen und auch das Zusammenspiel gelingt. Perfekt gegarter Steinbutt bester Qualität wird in einem südostasiatisch inspiriertem Tom-Yum-Schaum serviert. Der Duft von Kaffir-Limetten-Blättern und Thai-Basilikum ist betörend, die Kombination mit grüner Papaya und Kürbis spannend und auf den Punkt. Ganz klar das Highlight dieses Menüs. Es folgt der Hauptgang, der dieses Niveau nicht ganz, aber fast halten kann: Ein Stück vom butterzarten, rosarot kurzgebratenem Omaha-Rinderrücken klassisch kombiniert mit einer Praline von der geschmorten Ochsenbacke, Brokkoli, Zwiebeln und koreanischem Kimchi.
Mutig, witzig und absolut gelungen das Pré-Dessert mit einem kross-gebackenen Hühnerhaut-Chip auf einem Mango-Limettensorbet mit Thai-Basilikum. Das Haupt-Dessert war dann wieder eine optische Drei-Sterne-Kreation rund um Kokosnuss und Sesam in einer großartigen Mandarinen-Yuzu-Sauce, aber im Zusammenspiel war das alles viel zu süß und nicht wirklich stimmig. Insgesamt aber sind wir angetan: Endlich ist hier mal eine Küchenmannschaft am Zug, die sich hochmotiviert und talentiert nicht einfach nur auf die Faszination der Location und der Aussicht verlassen will, sondern eigene Akzente setzt. Das ist noch nicht rund, aber auf einem guten Weg und lohnt schon jetzt, denn Aussicht, Küche und Getränke zusammen mit dem freundlichen und professionellen Service machen den Besuch hier zu einem besonderen Erlebnis.
Main Tower Restaurant, Innenstadt, Neue Mainzer Straße 52–58, Tel. 36504777, Di–Do 18–24, Fr/Sa 18–1 Uhr, Mo/So Ruhetage
Man muss kein Tourist sein, um an diesem Ausblick Spaß zu haben. © Dirk Ostermeier
28. Februar 2022, 07.10 Uhr
Peter Eckard