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Gastronomie demonstriert auf dem Römer

1000 leere Stühle vor Justitia

Schulen starten wieder, Geschäfte eröffnen, doch Restaurants und Hotels bleiben auf unbestimmte Zeit geschlossen: Frankfurts Gastgeberinnen und Gastgeber demonstrierten am Freitag auf dem Römer.
Für Passanten, die Freitagmittag den Römer überquerten, mag es ein gespenstischer Anblick gewesen sein, für Frankfurts Gastronominnen und Gastronomen ist es mittlerweile trauriger Alltag: Hunderte leere Stühle. Insgesamt 1000 Stühle hat die Initative Gastronomie Frankfurt (IGF) um den Justitia-Brunnen aufgestellt. Jeder einzelne stand symbolisch für eines der hunderten Restaurants, die jetzt leer stehen, keinen Umsatz machen, und trotzdem ihr Personal, ihre Mieten, ihre Versicherungen und Kredite bezahlen müssen. Im Kampf gegen das Coronavirus sind Restaurants seit Wochen geschlossen. Während es für Schulen und Geschäfte zuletzt erste Lockerungen gab, ist in der Gastronomie keine Entspannung in Sicht. Ersten Betrieben droht die Insolvenz.

„Die Branche leidet in Folge von Umsatzeinbrüchen zwischen 70 und 100 Prozent bei laufenden Kosten massiv an Liquiditätsproblemen“ sagt der Vorstand der IGF. „Die Unternehmen müssen kommende Woche erneut die Löhne vorab bezahlen, da sich die Auszahlung beziehungsweise Erstattung des Kurzarbeitergeldes sich weiterhin verzögert. Mieten sind nur gestundet, müssen also bei Wiederaufnahme des Betriebes bezahlt werden.“




IGF Vorstandsmitglieder James Ardinast und Madjid Djamegari. (Foto: Dirk Ostermeier)

Initiiert wurde die deutschlandweite Aktion „Leere Stühle“ vom Leaders Club Germany, einem Branchen-Zusammenschluss von Unternehmerinnen und Unternehmern in Hotellerie und Gastronomie. Dieser stellt vier zentrale Forderungen an die Politik:

1. Ein klarer Fahrplan für die Wiedereröffnung der Betriebe.
2. Sieben Prozent Mehrwertsteuer für das Gastgewerbe
3. Aufstockung von Zuschüssen für alle Unternehmensgrößen (bemessen an Steuererklärungen, um ehrlich wirtschaftenden Gastronomen gerecht zu werden).
4. Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf 80% und Einführung für Azubis.

Einen Teil der Forderungen hat die Große Koalition bereits umgesetzt. Vom ersten Juli an soll, zuerst befristet auf ein Jahr, die Mehrwertsteuer in der Gastronomie nur noch sieben Prozent betragen. Dies galt bisher nur für Speisen zum Mitnehmen. Was im Lokal verzehrt wird, wurde bisher mit den vollen 19 Prozent besteuert. Auch auf eine stufenweise Erhöhung des Kurzarbeitergeldes konnte die Bundesregierung sich zuletzt einigen. „Das ist ein großer Schritt nach vorne und wir danken allen, deren Überzeugungsarbeit für die Branche nun Ergebnisse zeigt, wozu natürlich auch unser Bundesverband Dehoga zählt. Allerdings müssen wir nun schauen, wie wir das Massensterben gastronomischer Betriebe verhindern, bis die Maßnahmen greifen“, sagt Leaders Club Präsident Michael Kuriat im Gespräch mit dem Branchen-Magazin Tageskarte.

Der IGF-Vorstand sagt: „Die zuletzt getroffene Entscheidung über die befristete Absenkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent auf Speisen ist ein wichtiger Schritt, weil er mittelfristig Perspektiven aufzeigt. Wir hätten uns aber eine längere Dauer als ein Jahr gewünscht, weil wir mit deutlich niedrigeren Umsätzen in Folge der zu erwartenden Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen rechnen und daher länger brauchen werden, um die Kredite, die wir jetzt aufnehmen, zu tilgen. Die Branche wird im ersten Jahr nach Öffnung maximal 50 bis 75 Prozent des alten Umsatzniveaus erreichen. Messen, Tourismus und Events, also wichtige Umsatzbringer, fallen länger aus.“




(Foto: Dirk Ostermeier)
 
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27. April 2020, 13.00 Uhr
jps
 
 
 
 
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