Winzerportrait
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Mallorca im Glas

Die beliebteste Ferieninsel der Deutschen ist bisher nur Insidern als Quelle exklusiver Produkte bekannt, doch seit ein paar Jahren beweisen herausragende Weinmacherinnen wie Bàrbara Mesquida, dass Mallorca viel mehr als sonnige Strände zu bieten hat.

Wie so oft begann es mit Touristen, die sich ein paar Flaschen Wein in ihr Gepäck gesteckt hatten, um auf der heimischen Terrasse den Feriengenuss zumindest am Gaumen ein paar Tage zu verlängern. Erstaunlicher Weise trat hier jedoch der bekanntermaßen enttäuschende Effekt – der Lieblingstropfen aus lauen Sommernächten entpuppt sich als langweiliges Schädelgold – nicht ein, sondern der elegante, fruchtige und tiefgründige Wein von der Insel der Sehnsucht machte diese nur noch schlimmer. Gleichzeitig schwappte die positive Entwicklung des spanischen Weinbaus mit seinen fulminanten Ergebnissen auch auf die Balearen über, neue Techniken fanden Einzug in oft nur kleine Keller, im Weinberg wurde gründlich aufgeräumt, autochthone Rebsorten wiederentdeckt und natürlich auch angeregt über die Vorteile des biodynamischen Weinbaus diskutiert. Bald darauf fanden sich die ersten mallorquinischen Weine auf den Karten bekannter Restaurants, so etwa bei Sterne-Koch Tommy R. Möbius, der schon früher seine Gäste mit hervorragenden Tropfen von der Insel begeisterte. Und dennoch: Weine aus Mallorca haben immer noch Insiderstatus, obwohl dort unterdessen 2000 Hektar Land mit Reben bestockt sind.



Respekt vor der Natur



So auch das Weingut Mesquida Mora im Herzen von Mallorca. Bàrbara Mesquida hat hier als erste Winzerin der Insel ihre komplette Produktion auf biodynamische Produktion umgestellt. Die geht mit ihrem konsequenten Respekt vor der Natur weit über das schnöde Bio-Siegel der EU hinaus: Pestizide und Fungizide sind sowieso tabu, doch damit der Boden nicht verdichtet wird, setzt sie anstelle von Traktoren drei Kaltblüter aus dem Burgund ein, die wie vor hundert Jahren den Pflug durch die Weinberge ziehen und sogar von einem echten Pferdeflüsterer betreut werden. Echte Charakterpferde, die diese Arbeit quasi als tägliche Abwechslung hinnehmen und dafür sorgen, dass die über 30 Jahre alten Reben wieder ohne Widerstand ihr feines Wurzelwerk entfalten, das knappe Wasser erreichen und die einzigartigen Mineralien des Terroirs aufnehmen können. Außerdem hat Bàrbara Mesquida sich den autochthonen Rebsorten wie der weißen Premsal oder der roten Callet zugewandt, die beide von der Insel stammen und sich im Verlauf der Jahrhunderte perfekt an die natürlichen Begebenheiten anpassen konnten. Diese vermählt sie mit Cabernet Sauvignon, Syrah oder Chardonnay zu ungemein ausdrucksstarken Weinen mit großem Potential.



Behutsam bis in die Flasche



Dass die reifen Trauben von Hand gelesen werden erscheint da genauso selbstverständlich wie der schonende Ausbau auf der Hefe – der gesamte Produktionsprozess verläuft unter Ausschluss von Sulfiten, die nur in kleinster Menge ganz zum Schluss hinzugegeben werden, um die korrekte Konservierung während des Transports zu gewährleisten. Also Natur pur im Glas, und zwar in bestechender Qualität und von einer Eleganz, wie man sie insbesondere bei spanischen Weinen eher selten findet. Einen Haken hat diese Idylle allerdings: Während man von vielen Erzeugern auf der iberischen Halbinsel größere Mengen gewohnt ist, produziert Bàrbara Mesquida nur kleine oder sogar kleinste Auflagen ihrer Weine, die denn auch heiß begehrt und schnell in den Kellern jener Insider verschwunden sind, die schon aus Prinzip das besondere gesucht haben. Für die Genussakademie hat der Importeur Christoph Dreyer (3er Weine & Tapas) jedoch genug zurückgelegt, so dass man hier in den nächsten Wochen die faszinierenden Weine von Mesquida Mora kennen lernen kann.

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