Winzerportrait
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Das sizilianische Weinwunder

Auf der größten italienischen Insel hat in den letzten Jahrzehnten still und leise eine Weinrevolution stattgefunden. Ganz vorn dabei: Das Weingut Donnafugata!

Wein aus Sizilien galt bis vor ein paar Jahrzehnten noch als belangloses Massenprodukt, das in großen Flaschen hinter den Tresen der Pizzerien als günstiger Durstlöscher ausgeschenkt wurde. War das wirklich schon alles? Wie in jeder Region, deren Weinkultur sich für ein paar Jahre am Discountmarkt ausrichtet, gab es auch in Sizilien engagierte Winzer, die sich nachhaltig für den Erhalt und die Weiterentwicklung des Weinbaus und somit auch der Qualität einsetzten – Donnafugata gehörte schon immer zu dieser kleinen, aber einflussreichen Gruppe von Weinmachern. Der Name des Weinguts geht übrigens auf Königin Maria Carolina von Österreich, eine Tochter Maria Theresias zurück, die von Napeoleon seinerzeit als die gefährlichste Frau Europas bezeichnet wurde. Donnafugata bedeutet übersetzt nämlich „Frau auf der Flucht“, und der geneigte Leser muss denn auch nicht lange raten, weshalb Maria Carolina von Napoli in Richtung Sizilien das Weite suchen musste. Übrigens genau dorthin, wo heute die Weinstöcke von Donnafugata stehen. Eine weitere Revolution fand im 19. Jahrhundert statt, führte zur Gründung des Staates Italien und eine bedeutende Persönlichkeit im Zusammenhang mit dem Freiheitskampf der damaligen Zeit gibt heute einem der besten Rotweine Siziliens seinen Namen: Tancredi.



Revolution damals und heute: Das Weingut Donnafugata arbeitete in allen drei Weingütern – in Marsala, auf dem Gut Contessa Entelleria und auf der kleinen, südlich vorgelagerten Insel Pantelleria – bereits nach biodynamischen Kriterien, als der Begriff hierzulande noch kaum bekannt war. Von 2002 bis 2011 hat man hier den CO2-Ausstoß um 70\% senken können, mit Wasser geht man in einer Region wie Sizilien grundsätzlich sparsam um und seit dem Jahr 2004 ist der gesamte Betrieb bereits biozertifiziert. Im Mittelpunkt der Arbeit von Donnafugata steht der Wein und seine ursprüngliche Identität: Nichts soll den eigenen Charakter des Weines verfälschen, jeder einzelne verrät vom ersten Moment an seine Herkunft und bleibt dennoch ein einzigartiges, individuelles Kunstwerk. Damit das gelingt, wird hier nicht nur modernste Weinbautechnik in Wingert und Keller eingesetzt, sondern man beachtet auch seit Jahrhunderten gelebte Traditionen, bepflanzt also nur beste Lagen, die hier im Gegensatz zu nördlicheren Weinbauregionen eher kühl und windig liegen sollten – in Sizilien scheint die Sonne fast das ganze Jahr über und so erntet man die Trauben meist in der Kühle der Nacht, damit die komplette Frische der Beeren erhalten bleibt.



Das kommt nicht nur fruchtigen Weißweinen wie dem Anthilia oder dem aus der autochthonen Rebsorte Zibbio gekelterten, hocharomatischen Lighea zugute, sondern bringt auch bei gehaltvolleren Rotweinen wie etwa dem Nero d’Avola „Mille e una notte“ oder dem bereits genannten Tancredi tiefe, einzigartige Fruchtigkeit in den Wein. Apropos autochthon: Donnafugata gehört hier ebenfalls zu den Vorreitern einer Entwicklung, die sich in Italien bereits seit einigen Jahren abzeichnet – das Land entdeckt nach einer Zeit der Ausrichtung an „Global Players“ wie Cabernet Sauvignon oder Chardonnay nun seinen reichhaltigen Schatz an eigenen Rebsorten. Das bringt eine faszinierende Vielfalt mit sich, die in mühevoller Kleinarbeit auf den Punkt, sprich in die Flasche gebracht werden will und hier steht Donnafugata ebenfalls für Pionierarbeit auf höchstem Niveau. Die Weine dieses außergewöhnlichen sizilianischen Weinguts können Sie übrigens demnächst in der Genussakademie kennen lernen – natürlich auch den legendären Süßwein Marsala. Ein Schluck, und die Liebe zu diesem unglaublichen Wein währt ewig. Versprochen!

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