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Foodsharing rettet Lebensmittel

Teller statt Tonne

Fair-Teiler, Tafel und Co. geben Lebensmittel an Dritte weiter – damit werden nicht nur Bedürftige unterstützt, sondern Lebensmittel zugleich vor dem Wegwerfen bewahrt.
„Lebensmittel sind zum Essen da und nicht für die Tonne“, sagt Anke Brummund und stellt eine Box voll Salat in den Kofferraum. Die Doktorandin ist seit dem Start von Foodsharing e.V. in Frankfurt im März 2014 ehrenamtliche Botschafterin. Zusammen mit weiteren 234 Mitgliedern rettet sie in der Region noch essbare Nahrungsmittel. Hierzu werden vornehmlich kleinere Betriebe wie der Gemüsehändler um die Ecke angesteuert, übrig Gebliebenes abgeholt und die Beute dann auf der Homepage gepostet. Während „Mülltauchen“ oder „Containern“ in Deutschland illegal ist, arbeiten die Foodsaver ganz offiziell. Deutschlandweit gibt es den Verein seit 2013. Seither haben 7000 Foodsaver rund 1500 Tonnen Lebensmittel vor der Tonne gerettet.

Die Diskussion um Lebensmittelverschwendung ist kürzlich wieder aufgeflammt. Vor wenigen Wochen ist in Frankreich ein neues Gesetz in Kraft getreten, das größere Supermärkte dazu verpflichtet, übrig gebliebene Lebensmittel zu spenden. Bis 2025 will die französische Regierung Lebensmittelabfälle um die Hälfte reduzieren – derzeit sind es pro Jahr 20 bis 30 Kilogramm pro Kopf. Laut einer Studie der Uni Stuttgart aus dem Jahr 2012 sind die Zahlen in Deutschland mit 82 Kilogramm pro Einwohner fast viermal so hoch – eine gesetzliche Regelung ist bisher nicht in Planung.

Soziales Engagement - Die Tafel
Stattdessen gibt es ehrenamtlich organisierte Initiativen wie Foodsharing e.V. oder karitative Einrichtungen. Die bekannteste darunter ist die Tafel e.V., die Ende Mai ihr 20. Jubiläum feierte. In Frankfurt verteilen 170 ehrenamtliche Mitarbeiter an neun Lebensmittelausgaben bis zu 200 Tonnen Essen pro Monat. Hierfür arbeitet der Verein mit 92 Lebensmittelmärkten, 19 Bäckereien und zwei Metzgereien zusammen, erklärt die Leiterin der Frankfurter Tafel Edith Kleber.

Großhändler haben mit fünf Prozent und umgerechnet 550.000 Tonnen Lebensmittelabfällen allerdings nur einen geringen Anteil an der insgesamt hohen Wegwurfquote von jährlich elf Millionen Tonnen. Den Ergebnissen der Uni Stuttgart zufolge stammen davon 61 Prozent aus Privathaushalten. Falsche Lagerung, zu große Vorräte, schlechte Planung – die Gründe, die zum Wegwerfen führen, sind vielfältig. Dem Verein ShoutOutLoud geht es daher vor allem um Aufklärung, wie die Vorstandsvorsitzende Anna-Mara Schön erklärt. „Mit dem Programm ‚Kein Essen für die Tonne‘ wollen wir ein Bewusstsein schaffen und die Leute befähigen zu entscheiden, wann ein Lebensmittel schlecht ist und wann nicht“, so die Projektverantwortliche. Denn das Mindesthaltbarkeitsdatum besagt nicht, dass ein Produkt schlecht ist – sondern nur, dass die Hersteller keine Garantie mehr für den Geschmack übernehmen.

Der Fair-Teiler
Um das Thema des „Essen-teilens“ in der Stadt sichtbar zu machen, hat die Organisation in Kooperation mit ShoutOutLoud e.V. an drei Standorten den Fair-Teiler installiert: Im Frankfurter Garten, im PEG-Gebäude auf dem Campus Westend und im Studierendenhaus in Bockenheim. In dort installierten Regalen oder Kühlschränken können übrig gebliebene – noch essbare - Lebensmittel deponiert werden. Wer will, holt sich die Lebensmittel ab. Derzeit sind die Organisatoren auf der Suche nach neuen Teiler-Plätzen. Für Schön geht es dabei nicht nur um die Reduzierung von Abfällen: „Man hilft auch Menschen, die nicht zur Tafel gehen können.“

Für andere wiederum ist das Retten von Lebensmitteln auch eine ethische Frage: Nancy Littmann ist seit September 2014 Mitglied bei Foodsharing e.V. und holt seither ein bis zweimal pro Woche Lebensmittel ab: „Fleisch und Milchprodukte werden oft unter schlechtesten Bedingungen für die Tiere produziert und dann landen die Produkte im Müll!“ Die Sozialpädagogin verteilt die Lebensmittel außerdem weiter an die Personen, die sie gerade betreut.

Auch in der Facebook-Gruppe „Foodsharing Frankfurt“ teilen rund 3900 Mitglieder noch essbare Lebensmittel untereinander. Ob Obst oder übrig gebliebene Schokolade ist dabei eigentlich egal – wichtiger ist die Angabe, wo und wann das Essen abgeholt werden kann und wie lange es noch haltbar ist.

Reste mit nach Hause nehmen
Im Abfall landen auch oft die Essensreste aus Restaurants. Strenge Auflagen vom Gesundheitsamt verbieten ihnen, Essen weiter zu geben. Und auch die Verfütterung der Abfälle an Schweinemastbetriebe ist seit 2001 von der EU untersagt. Um Lokale zu motivieren, ihren Gästen direkter anzubieten, die Reste mit nach Hause zu nehmen, wurden im Rahmen der Aktion „Restlos genießen“, die im März dieses Jahres gestartet ist, bundesweit 15.000 kompostierbare „Beste-Reste-Boxen“ verteilt. Diese Aktion ist ein Gemeinschaftsprodukt von Greentable und der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ins Leben gerufene Initiative „Zu gut für die Tonne“. In Frankfurt beteiligt sich bisher kein Restaurant.

Mehr Infos unter www.foodsharing.de und www.restlos-geniessen.com.
 
Fotogalerie:
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3. August 2015, 09.53 Uhr
Vera Kuchler
 
 
 
 
 
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